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König Friedrich’s II. Raubpolitik hatte Alle gegen ihn mißtrauisch und ihm viele Feinde gemacht; die Kaiserin Maria Theresia und die Czarin Elisabeth hatten schon 1746 einen geheimen Vertrag geschlossen, wonach sie für den Fall, daß der König etwa den letzten, den Dresdener Frieden brechen würde, die Wiedereroberung Schlesiens bezweckten; an diesen Verhandlungen hatte auch der Churfürst von Sachsen theilgenommen. Danach war es noch dem kaiserlichen Minister Grafen Kaunitz gelungen, die Kaiserin mit dem Könige von Frankreich auszusöhnen.

Das nordöstliche Territorium der jetzigen Vereinigten Staaten von Nord-Amerika etwa, war damals noch als Neu-England eine englische Colonie, und das nördlich daran grenzende Canada wie das östlich von diesem bis zum atlantischen Ocean sich erstreckende Land, war eine französische Colonie. Der östliche Theil der letzteren Landstrecke, die Halbinsel Akadien war 1713 von den Franzosen an England abgetreten und hieß nun Nova Scotia oder auch Neu-Schottland; die Hauptstadt desselben ist Halifax; südlich von dieser war 1753 an der Küste eine ganz neue deutsche Niederlassung entstanden und Lüneburg genannt worden. Die Colonisten dieser Halbinsel waren in Grenzstreitigkeiten mit dem französisch gebliebenen westlicheren Theile des festen Landes gekommen, welche größere Dimensionen anzunehmen drohten und so zu einem Kriege zwischen Großbritannien und Frankreich führen konnten.

Die politischen Verhältnisse spitzten sich immer mehr zu und Friedrich II. hielt den Augenblick für günstig, einen neuen Eroberungskrieg zu beginnen. Seine Versuche, das alte Bündniß mit Frankreich zu erneuern, scheiterten. Georg II. konnte in ein Bündniß mit letzterem Lande nicht eintreten und wäre am liebsten schon Hannovers wegen neutral geblieben. Er verlangte daher vom Reiche die Garantie, daß das Churfürstenthum Hannover von fremden Truppen bei einem event. eintretenden Kriege nicht betreten würde; diese Forderung wurde indeß von der Kaiserin Maria Theresia bezw. deren Gemahl nicht angenommen und erst dann gab Georg II. dem Drängen seines Neffen Friedrichs II. von Preußen nach und schloß mit ihm zunächst einen Vertrag zum gegenseitigen Schutze ihrer Länder.

Georg II. schloß außerdem Bündnisse und Soldverträge mit Braunschweig, Hessen Kassel und Schaumburg-Lippe. Im Falle des Krieges verpflichtete sich England, dem Könige von Preußen bedeutende Subsidien zu zahlen.

Friedrich II., der in seiner scharfen Weise den König Georg II. besonders wegen seines Sieges bei Dettingen verspottete, schrieb ihm jetzt die ehrerbietigsten, freundschaftlichsten Briefe und versprach ihm den Wiedergewinn alt-welfischer Landschaften.

Im Westen der Elbe besaß Preußen bis dahin nur, und zwar seit dem westfälischen Frieden, das Stift Minden und die Grafschaft Ravensberg, Friedrich II. hatte außerdem, entgegen allen Verträgen, Ostfriesland nach dem Aussterben des dortigen Fürstenhauses verliehen erhalten.

Nachdem König Friedrich so werthvolle Verbündete zu seiner Hülfe und Rettung erlangt hatte, so wie er es gar nicht hatte hoffen können, da nahm er die Lunte in die Hand und feuerte ab; damit begann nun der 7jährige Krieg.

König Friedrich II., welcher gerüstet war und außerdem erfahren hatte, daß nun die Kaiserlichen in Böhmen und Mähren auch an zu rüsten fingen, fiel unvermuthet in Sachsen ein, besetzte Dresden und schloß die in Eile im festen Lager bei Pirna zusammengebrachte sächsische Armee daselbst ein, um sie durch Hunger zur Uebergabe zu zwingen. Die danach heranrückenden Kaiserlichen unter General Brown schlug er bei Lowositz, wonach sich die Sachsen ergeben mußten. Für den Winter blieben die Preußen in Sachsen, welches sie wie erobertes Land behandelten, während die sächsischen Soldaten in preußische Regimenter gesteckt wurden; so wurde die nur aus einer Schwadron bestehende preußische Garde du Corps durch die capitulirt habende sächsische Trabanten-Garde auf 3 Schwadronen gebracht. Es mag hier gleich bemerkt werden, daß diese Sachsen demnächst in Massen desertirten, zuerst in Ungarn gesammelt und dann in Oesterreich als ein im französischen Solde befindliches Corps von 24 Bataillonen formirt wurden, unter Befehl des sächsischen Prinzen Xaver, zweiten Sohnes des Churfürsten. Diese Truppen marschirten darauf nach dem Elsaß und blieben dann bei den französischen Armeen, indessen werden niemals mehr als 15 Bataillone derselben als den Unseren gegenüberstehend gemeldet.

Nach dem Einfalle in Sachsen traten nunmehr auf Seite des Kaisers die Franzosen und Russen, denen sich auch Schweden anschloß, aber mit wenig Ernst, denn dessen König war der Schwiegersohn Friedrichs.

Der König von Preußen schlug den Prinzen Carl von Lothringen, den Bruder des Kaisers Franz I., bei Prag, welches danach belagert wurde. Feldmarschall Daun, welcher zum Entsatz herankam, ward in seiner festen Stellung bei Kollin angegriffen, schlug aber den Angriff zurück, worauf der König Böhmen verlassen mußte. Die Russen unter Apraxin schlugen in Ostpreußen die Preußen bei Groß-Jägerndorf, erhielten dann aber den unerwarteten Befehl zurückzukehren.

Der Reichsfeldmarschall Prinz von Sachsen-Hildburghausen mit seiner zusammengewürfelten Reichsarmee, und dann Franzosen unter General Soubise, wollten Sachsen befreien, wurden aber von Friedrich II. bei Roßbach überfallen und geschlagen, vornehmlich durch General von Seidlitz. Inzwischen hatte der Prinz von Lothringen den preußischen General Prinzen August Wilhelm von Braunschweig-Bevern bei Breslau geschlagen, ehe der König von Preußen heran war, wurde aber dann von diesem, trotz doppelter Stärke, bei Leuthen geschlagen.

Unsere Truppen, unter dem Herzoge von Cumberland, 2. Sohn Königs Georg II., concentrirten sich mit den Hessen-Casselern, Braunschweigern und Bückeburgern, 45 000 Mann mit 22 schweren Geschützen, bei Hameln und Nienburg; im westlichen Westphalen standen noch einige preußische Truppen. Die Franzosen unter Marschall D’Etrées rückten bis an den Rhein vor, worauf der Herzog bis Bielefeld vorging, in welcher Gegend es zu den ersten, aber nur kleineren Gefechten kam. Der Marschall ging weiter vor, und um nicht von der Weser abgeschnitten zu werden, zog sich der Herzog bis nach Hameln zurück, woselbst es dann am 26. July zu der so traurig berühmten Schlacht bei Hastenbeck kam. Der Herzog, veranlaßt durch eine irrige Meldung, zog sich zurück, gerade als auch die Franzosen solches thaten, aber des Herzogs Abzug erstaunt gewahrten, sofort wieder umkehrten und so das Schlachtfeld behaupteten. Der Herzog setzte seinen Rückzug bis nach Stade fort, die Franzosen nahmen Hameln, Nienburg, Hannover, Celle und zuletzt noch Haarburg. Am 10. September kam es zu Kloster Zeven zu einer Convention, zunächst Waffenstillstand; die Hülfstruppen sollten in ihre Heimath zurückkehren, die Hannoveraner konnten Stade besetzt behalten, aber mit ihrem Gros sollten sie im Lauenburgischen, jenseits der Elbe, cantoniren, "bis zur Aussöhnung der beiderseitigen Souveraine".

Am 30. kam die Nachricht von London, daß der König die Convention verwerfe und den Herzog abrief. Es ist nie recht klar geworden, was eigentlich den Herzog hatte so schwach werden lassen, der sich doch verschiedentlich als tapferer und hervorragender Führer, selbst dem Marschall von Sachsen gegenüber, gezeigt hatte.

Herzog Ferdinand von Braunschweig

Die Wahl des Königs Georg II. für einen andern Obercommandirenden fiel im Einverständniß mit Friedrich II. auf den Herzog Ferdinand, Bruder des regierenden Herzogs Carl von Braunschweig, welcher sich bereits einen hohen Ruf als preußischer General erworben hatte.

Der Herzog Ferdinand organisirte nun die Armee, kündigte dann den Franzosen den Waffenstillstand und rückte am 30. November auf Lüneburg vor, welches die Franzosen räumten, wie auch Haarburg, wonach die alliirte Armee in jener Gegend in die Winterquartiere ging. Marschall Richelieu hatte sein Hauptquartier in Hannover.

Der Herzog organisirte und verstärkte weiter; während die Franzosen etwa 80 000 Mann stark waren, betrug die Stärke der Armee des Herzogs, einschließlich Recruten, nur etwa 30 000 Mann. König Friedrich erhielt 4 Millionen Thaler jährlich Subsidien und er sollte 20 000 Mann als Verstärkung zu der alliirten Armee schicken. Es kamen jetzt auch 15 Schwadronen an unter dem Generalmajor Prinzen Georg Ludwig von Holstein-Gottorp. Bei den Preußen war allen Ernstes die Meinung verbreitet, daß diese Truppen den unseren überhaupt als Vorbilder gedient hätten; es waren dabei 5 Schwadronen Husaren, deren Stämme, wenigstens noch aus den vorigen schlesischen Kriegen herstammten und so eine willkommene Verstärkung waren, denn unsere leichten Truppen waren noch recht neu und wenig zahlreich.
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*) Anmerkung d. Red. Auf besonderen Wunsch des Herrn Verfassers wird statt hannoversch: hannöversch gesetzt, obwohl sprachlich und schriftlich diese veraltete Form nicht mehr gebraucht wird und bereits Anfang dieses Jahrhunderts durch Königl. Verordnung abgeschafft ist. [zurück]