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Mitte Februar ging der Herzog wieder vor, während Prinz Heinrich, Bruder des Königs, den rechten Flügel der Franzosen bedrohte; der Prinz war bis Hildesheim gekommen, als er sich nach Sachsen wenden mußte, in welches Land Feldmarschall Daun eingefallen war, Dresden und feste Plätze genommen und den General Finck zur Ergebung gezwungen hatte.

Der Herzog drang also weiter vor unter vielen kleineren Gefechten, bei denen sich der Erbprinz Carl Wilhelm Ferdinand mehrfach auszeichnete. Dieser Erbprinz zeichnete sich später als Herzog von Braunschweig und als preußischer General aus, bis er 1806 bei Auerstädt die tödtliche Wunde empfing. Nach verhältnismäßig kurzer Zeit waren die Länder Hannover, Braunschweig und Hessen wieder vom Feinde gereinigt; man rückte dann weiter gegen den Rhein vor, überschritt denselben Anfang des Juny, wo es dann am 23. zu dem denkwürdigen Siege bei Crefeld kam. In dieser Schlacht traf es sich, daß unsere Regimenter, d.h. Bataillone Hardenberg *) und Post **), nebst dem hessischen Bataillon Erbprinz in Linie avancirend von feindlicher Cavallerie angegriffen wurden; sie nahmen den Kampf in Linie haltend auf, das vordere Glied kniete nieder und so schlugen sie mehrere Angriffe ab, immer erst auf etwa 20 Schritte feuernd, und als der Feind durch die Intervallen und um die Flügel herum kam, machten die hintersten Glieder kehrt und schlugen den Feind gleichfalls ab. Das Regiment Carabiniers Royal soll hierbei 600 Mann verloren und 5 Standarten nebst 3 Paar Pauken im Stiche gelassen haben. Wegen ihres besonderen Wohlverhaltens wurden der hannöverschen und hessischen Artillerie je 1 Paar solcher nachher aufgefundener Pauken feierlich vom Herzog übergeben.

Da Wesel noch von den Franzosen besetzt war, so blieben zunächst noch beide Armeen in diesen Gegenden. Hier trafen nun Verstärkungen ein, bei den Franzosen 15 Bataillone Sachsen unter Prinz Xaver und 9 Bataillone Würtemberger; bei den Alliirten der Herzog von Marlborough, Schwiegersohn und Erbe des Namens des Berühmten mit 6 britischen Bataillonen, 14 Schwadronen und einiger Artillerie über Emden kommend. Der Herzog von Marlborough kehrte bald nach England zurück.

Es begann nun ein Manövriren gegen einander, wobei es aber den beiden französischen Armeen gelang, den Herzog, unter kleinen Gefechten, bis nördlich Cassel zurückzudrängen, woselbst es bei Landwehrhagen zu einem Gefecht kam, in welchem auch ein Theil der Sachsen gegen die Unseren focht, und wobei die Alliirten den Kürzeren gegen große Uebermacht zogen, wonach beide Theile in die Winterquartiere gingen.

König Friedrich hatte die Russen bei Zorndorf geschlagen, wurde aber bei Hochkirch von den Oesterreichern unter Daun überfallen, wobei der braunschweigische Prinz Friedrich Franz geblieben war.

Schon am 2. Januar nahm der Prinz Soubise Frankfurt durch List und rückte weiter vor; der Herzog zog mit einem Theil seiner Armee mehr dorthin, einen anderen in Westphalen lassend, und sendete den Erbprinzen mit einem dritten Theile gegen Thüringen. Der Humor feierte nun ein Fest, jenseits Fulda nämlich hatten die schwarzen preußischen Husaren, Oberst Büsch, ein Gefecht gegen würtembergische Infanterie und das Bataillon Hohenzollern, welche sie in die Flucht trieben.

Am 13. April zog der Herzog auf Frankfurt, ward aber bei Bergen abgeschlagen und ging dann bis Cassel zurück. Danach kam wieder Manövriren in Westphalen und in Hessen, immer mit kleineren Gefechten der leichten Truppen. Um nicht von dem nur mangelhaft befestigten Osnabrück abgeschnitten zu werden, ging der Herzog zu dessen Schutz dorthin zurück, bis es im festen Stande sein würde, detachirte aber 4 Bataillone unter Generalmajor von Dreves nach Bremen, um dort Ordnung zu schaffen.

Festung Hameln um 1685

An der Weser waren drei feste Plätze; der südlichste davon, also einem Angriff zuerst ausgesetzt, war die Festung Hameln, stark befestigt und gut besetzt, befehligt durch den Generalmajor von Post, so daß der Herzog für diesen Platz keine Sorge zu haben brauchte. Dann kam nördlicher Minden, hinreichend befestigt, aber nur besetzt von 600 britischen Milizen, 200 Mann vom hannöverschen Regiment Fersen nebst 30 Dragonern, unter dem braunschweigischen Generalmajor von Zastrow. Schließlich die Festung Nienburg, mangelhaft im Stande und nur von 2 Compagnien Invaliden besetzt.

Der französische Marschall Contades folgte dem Herzog, welcher auch noch Truppen in und bei Münster hatte, und so stand jetzt das Gros beider Armeen einander gegenüber, sich gegenseitig beobachtend. Der Marschall hatte aber stärker detachirt, den General Herzog von Broglio an die Weser, welcher also auf Hameln vorrückte. Beobachtet wurde derselbe besonders von Husaren, reitenden Jägern und den bückeburgischen Carabiniers, welche fast wie eine Avantgarde vor ihm herzogen und dem Herzoge von allen seinen Bewegungen Nachricht gaben, leider nicht rasch genug.

Der Herzog von Broglio marschirte aber um das starke Hameln herum und erschien vor dem schwächeren Minden. Dasselbe liegt am linken Ufer und ward an dieser Seite eingeschlossen, während eine kleinere Abtheilung an das rechte Ufer ging und auch dort die Verbindung der Festung aufhob. Die Cavallerie des Generals deckte die Berennung nach Norden, was jenen leichten Abtheilungen Gelegenheit zu verschiedenen gelungenen Überfällen gab.

Ganz in der Nähe der Stadt wohnte ein verschuldeter Bauer, welcher sich den Franzosen zum Verräther anbot. Von der Stadt führte schon damals eine lange Brücke auf das rechte Ufer der Weser, jenseits durch eine Verschanzung, einen Brückenkopf gedeckt, in der sich innen eine Wache und außen jene französische Abtheilung befand. die Stadt hat 3 Thore, welche besetzt und von außen bedroht waren. In der Nacht zum 9. Juli führte der Bauer eine französische Abtheilung in Booten an das rechte Ufer und dann schräg mit dem Strom an einen Anlegeplatz in der Stadt; darauf ward von innen her die innere Thorwache der Brücke überfallen, danach die Abtheilung im Brückenkopf, wonach auch die außen stehenden Franzosen mit den anderen über die Brücke zurückmarschirten. Die Thore waren inzwischen von außen her angegriffen, und wurden die Vertheidiger nunmehr auch von hinten her überraschend angefallen und nach ehrlicher Gegenwehr überwältigt und gefangen. Der französische General besetzte die Festung mit 4000 Mann.

Als der Herzog Ferdinand am 10. Juli die überraschende Kunde erhielt, daß jenes französische Corps es verschmäht habe, sich vor Hameln fest zu legen, sondern daran vorbei auf Minden marschirte, brach er sofort mit seiner Armee auf, Osnabrück sich selbst überlassend, und erfuhr schon am folgenden Tage den Fall Mindens.

Der Herzog marschirte nun im Bogen westlich um Minden herum bis nördlich davon, kam am 14. Juli mit seinem linken Flügel bis an die Weser bei Stolzenau, ließ die Front nach Süden nehmen, bei Stolzenau 3 Brücken schlagen — später noch eine solche — und leichte Truppen auf das rechte Ufer gehen. so bedrohte der Herzog den Gegner auf beiden Ufern, konnte der Stadt Hannover zu Hülfe kommen und deckte Nienburg.

Der Herzog von Broglio ging darauf auf das rechte Ufer, nahm bald sein Quartier in Bückeburg und ließ bis Hannover streifen.
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*) Anmerk. d. Verf. Wahrscheinlich commandirt vom tit. Oberst von Laffert und Major von Hodenberg. [zurück]