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In Wellingtons Armee waren Hannoveraner, Nassauer, Braunschweiger mit Engländern und Niederländern verbunden. Die Königlich deutsche Legion stellte in Stärke von

3.285 Mann Infanterie,
2.560 Mann Kavallerie,
526 Mann Artillerie mit 18 Geschützen,
6.371 Mann
36.299 Deutschen,
32.418 Engländer,
24.501 Niederländern

Diese bunt zusammengesetzte Armee bildete vorläufig kein einheitlich geschlossenes Ganze. Viele Truppenteile waren noch jung, zwar unter kriegserfahrenen Offizieren, aber doch ohne die Sicherheit der Haltung, welche nur ein längeres Verbleiben in einem festgefügten Verbande gewährt.

"Von den Deutschen waren nur die ruhmreichen Regimenter der deutschen Legion ebenso kriegserfahren wie die wohlgedrillten englischen Veteranen, die Mannschaft weniger roh, die Offiziere nach deutscher Weise höher gebildet; auch die schwarze Schaar des Herzogs von Braunschweig bestand größtenteils aus geschulten Soldaten. Dagegen befand sich unter den Hannoveranern und Nassauern viel junge Mannschaft, desgleichen unter den neugebildeten niederländischen Regimentern." (Vergl. auch Königer, der gestützt auf eine falsche Angabe des Oberstleutnants Prott, anführt, daß bis jetzt 54.000 Soldaten durch die Reihen der deutschen Legion gegangen seien. Siehe hierzu den hannoverschen Generalstabsbericht über Waterloo im Anhang. Der Vollständigkeit halber sei hier noch auf eine reichlich dunkel gefärbte Meldung des Generals Graf Kleist von Nollendorf aus Aachen vom 19. März 1815 an den König von Preußen hingewiesen, die allerdings aus der Zeit stammt, wo bei Wellingtons Armee alles noch im Werden war: "Die englische Armee in Belgien ist weder stark noch in besonders guter Verfassung. 22 Bataillons, höchst incomplette englische Bataillons inclusive der deutschen Legion führen 20 Stück schlechtes Geschütz und betragen kaum 15.000 Mann der schlechtesten englischen Truppen. Das hannöversche Corps hat eine einzige Batterie bei sich. Von den Belgiern ist kaum zu reden, das ist miserables zusammengelaufenes Gesindel."

Seine in Spanien erprobten britischen und hannoverschen Reiter-Regimenter hielt Wellington für die besten der Welt, ein Urteil, welches Blücher bei einer Besichtigung vollauf bestätigte.

Der bunten Mannigfaltigkeit seines Heeres suchte Wellington durch eine künstliche Einteilung entgegen zu wirken, indem er die jungen und die unzuverlässigeren Truppen mit alterprobten in den Verbänden vereinte. Es kam ihm dabei zu statten, daß alle Unterführer einschließlich des Prinzen von Oranien willig die Überlegenheit des in Spanien nie besiegten Feldherrn anerkannten.

Die Armee war aus 2 Infanteriekorps, einer Reserve und einem Kavalleriekorps zusammengesetzt, deren im April befohlene Einteilung hier soweit wiedergegeben werden soll, daß der Verband der einzelnen Legionstruppenteile und ihr Aufenthalt Ende Mai 1815 deutlich hervortritt.

das braunschweigische Korps des Herzogs Friedrich Wilhelm
(8 Bataillone, 2 Batterien, 1 Husaren-Regiment, 1 Schwadron Ulanen)
in einer Stärke von 6.298 Mann mit 16 Geschützen
und das nassauische Kontingent unter General v. Kruse (2.880 Mann)

Ein hannoversches Reserve-Korps unter Generalleutnant F. v.d. Decken, dem Errichter der Legion, besetzte mit der 1. Brigade (3 Bataillone) Ostende und Nieuport, mit der 2. (3 Bataillone) Anderlecht, mit der 3. Ypern (4 Bataillone) und mit der 4. Antwerpen (4 Bataillone), zusammen 9.009 Mann.

Auf die nähere Gliederung der hannoverschen Truppen im Verbande der Wellington’schen Armee können wir hier nicht eingehen. Es muß aber nochmals hervorgehoben werden, daß sich bei den meisten hannoverschen Neuformationen Legionsoffiziere befanden. 2 hannoversche Batterien wurden von Legionsoffizieren geführt (v. Rettberg, Braun).

Den Oberbefehl über die gesamte Artillerie der Legion und der Hannoveraner führte Oberstleutnant Hartmann, der erst unlängst durch Verleihung des Bath-Ordens und durch eine diplomatische Sendung an den Herzog v. Wellington nach Wien ausgezeichnet worden und mit jenem zusammen am 5. April in Brüssel eingetroffen war. In taktischer Beziehung waren die Batterien je einer Division englischen Stabsoffizieren unterstellt. So befehligte die Batterien Kuhlmann und Sandham der 1. Division der Oberstleutnant Adye, die Batterien Cleeves und Lloyd der 3. Division Oberstleutnant Willimson, die zur 2. Division gehörenden Batterien Sympher und bolton Oberstleutnant Gold. Ein Einfluß dieser Stabsoffiziere ist selbst in den englischen Schlachtberichten wenig erkennbar; die Batterie bildete die taktische Einheit.

Die gesamte nicht eingeteilte Kavallerie bildete ein großes Kavalleriekorps unter Generalleutnant Lord Uxbridge. Es bestand aus folgenden Truppenteilen:

Zugeteilt waren ferner die von ehemaligen Legionsoffizieren geführten, zusammen 1.185 Husaren zählenden, hannoverschen Husaren-Regimenter Lüneburg und Bremen-Verden unter Oberst v. Estorff und Oberstleutnant v.d. Bussche, mit denen eine reitende Artillerie-Brigade unter Oberstleutnant Macdonald (6 Batterien, davon eine mit Raketen) verbunden war. Die hannoversche Husaren-Brigade befehligte Oberst von Estorff.

Die Gesamtstärke des Kavalleriekorps Uxbridge betrug Mitte Juni 8.390 Reiter, 36 Geschütze.

Die Kavallerie-Regimenter der Legion waren anfangs zu 5 Feldschwadronen (10 Trupps) formiert. Der Einheitlichkeit wegen ordnete Wellington zum 3. April 1815 die Formierung aller Reiter-Regimenter zu 4 Feldschwadronen an. Das 2. Husaren-Regiment trat während des Feldzuges in seinen Brigadeverband gar nicht ein, sondern blieb auf Vorposten zwischen Courtray - Menin - Ypern - Loo und Furnes bis zur Nordsee. (Das 2. Husaren-Regiment war bis März 1815 in Ypern gewesen und hatte dann die Bewachung der Grenze in der Art übernommen, daß eine Schwadron in Ypern verblieb, die anderen Menin, Courtray, Furnes und die umliegenden Ortschaften besetzten. Hierbei gelang es am 25. März dem Leutnant v. Witte, einige aus Frankreich vertriebene bourbonische Prinzen vor der Verfolgung der Franzosen zu schützen. Witte erhielt daraufhin später das Ritterkreuz der Ehrenlegion. Seit 31. März bildete das Regiment eine Kette von der Nordsee über Courtray, Menin, Ypern, Loo und Furnes. 5 Offiziere und 203 Mann waren dazu erforderlich. Die Stellung wurde durch Wellington persönlich beritten und ausgesucht.)

In der Legion wurden die einzelnen Truppenteile von folgenden Offizieren geführt. (Die Zahl hinter dem Truppenteil bezeichnet die Kopfstärke ohne Offiziere, Unteroffiziere und Spielleute.)

  • 1. leichtes Dragoner-Regiment, 462 Reiter, Oberstleutnant v. Bülow
  • 2. leichtes Dragoner-Regiment, 419 Reiter, Oberstleutnant v. Joncquières
  • 1. Husaren-Regiment, 493 Reiter, Oberstleutnant v. Wissel
  • 2. Husaren-Regiment, 564 Reiter, Oberstleutnant v. Linsingen
  • 3. Husaren-Regiment, 622 Reiter, Oberstleutnant Meyer
  • 1. leichtes Bataillon, 423 Mann, Oberstleutnant L. v.d. Bussche
  • 2. leichtes Bataillon, 337 Mann, Major Baring
  • 1. Linien-Bataillon, 411 Mann, Major v. Robertson
  • 2. Linien-Bataillon, 437 Mann, Major Müller
  • 3. Linien-Bataillon, 494 Mann, Oberstleutnant v. Wissel
  • 4. Linien-Bataillon, 416 Mann, Major Reh
  • 5. Linien-Bataillon, 379 Mann, Oberstleutnant v. Linsingen
  • 8. Linien-Bataillon, 388 Oberstleutnant v. Schröder

Die Befehlsverhältnisse bei der 526 Mann zählenden Artillerie sind bereits angegeben. An Ingenieuroffizieren waren die Kapitäns Appuhn, Wedekind, Meinecke, Schweitzer und der Premier-Leutnant Unger bei der Armee anwesend und wurden in verschiedener Weise bei den Stäben verwendet.

Wir sehen also die 5 Kavallerie-Regimenter, 8 Infanterie-Bataillone und 3 Batterien der deutschen Legion auf das I. Korps (Brigade Ompteda, Batterien Kuhlmann und Cleeves), auf das II. Korps (Brigade du Plat, Batterie Sympher), auf die Reserve (beide leichte Dragoner-Regimenter) und auf das Kavalleriekorps (3 Husaren-Regimenter) verteilt. Hiervon war ein Husaren-Regiment mit besonderem Vorpostenauftrag entsendet. Da General Graf Alten als Führer der 3. Division verwendet wurde ("General v. Alten, welcher bei weitem der beste von den hannoverschen Offizieren ist und dessen Urteil man am meisten befragt und respektiert."), so hätte sich eine gemeinschaftliche Verwendung der Legionstruppen in einem geschlossenen Divisionsverbande ermöglichen lassen. Daß dies nicht geschehen, ist für die Geschichte der Legion zu bedauern, erklärt sich aber aus Wellingtons Wunsch, die erprobtesten Teile des Heeres mit den weniger zuverlässigen zu vereinigen und letzteren dadurch mehr Rückhalt zu geben.