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Als Beweis, in welcher hoher Achtung, Liebe und Verehrung der General v. Alten bei seinen alten Waffengefährten stand, möge der nachfolgende Auszug aus der Festrede am 18. Juni 1842, gehalten in Rehburg bei der 25jährigen Waterloofeier dienen:

"Aber einen der hehren Führer suchen unsere Blicke hier vergebens. Carl v. Alten weilt nicht mehr hienieden. An der Gruft, in welche wir seine sterbliche Hülle vor wenig Wochen hinabsenkten, senkte sich auch die gerechte Trauer um den Geschiedenen in unsere Brust. Wie könnten wir den Tag von Waterloo feiern, ohne auch seiner in dankbarer Ehrfurcht zu gedenken? Auch hier möge sein Bild noch einmal vor uns erscheinen, wie er selbst in rüstiger Thatkraft liebenswerth und ehrenhaft so oft unsere Blicke und unsere Herzen fesselte. Wohl erkenne ich mein Unvermögen, ein würdiges Bild von dem Vollendeten zu entwerfen, aber was meine vergänglichen Worte nicht ausdrücken, das mag unser Inneres ergänzen aus den Zügen, die dort unvergeßlich aufbewahrt werden.

"Als den Grundton des ganzen Gemäldes erkennen wir leicht die aufrichtigste Treue und Anhänglichkeit für das angestammte Königshaus und die reinste Liebe zum Vaterlande. Ja, mit nie wankender Treue, ja, mit aufopfernder Anhänglichkeit war der General v. Alten dem Hause Hannover ergeben. Vier Könige haben öffentliches Zeugniß darüber gegeben, daß sie ihn unter die Treuesten der Getreuen rechneten. Und nicht blos die Zeiten des Glücks fesselten ihn an den Thron der angeborenen Herrscher, auch wie der Glanz der Sonne sich verdunkelt, auch unter den Stürmen düsterer Gewittertage strahlte seine Treue voran.

"Und so auch die Liebe zum Vaterlande. Sie erfüllte sein Herz mit Wehmuth, aber auch mit männlichen Entschlüssen, wie der fremde Eroberer die Heimath unterjocht hatte; sie geleitete ihn über den wogenden Ocean, und fernerhin durch Berg und Thal; sie führte ihn in die befreieten Fluren seiner Väter zurück. Und als die königliche Huld ihn mit der Grafenkrone schmückte, da setzte sie unter sein Wappenschild die ehrende Devise: Pro Patria.

"Neben der Treue für König und Vaterland erglänzt aus unserem Bilde die höchste Ehrenhaftigkeit. Festen Schrittes wandelte der deutsche Mann durchs vielbewegte Leben, durch Leid und Freude auf dem Pfade der Ehre und Redlichkeit. Deshalb durfte auch er wohl verlangen, daß jeder Krieger vor allem nach jenen Gütern strebe. Gern geneigt, mit Milde die Schwächen Anderer zu entschuldigen, war er ein strenger Richter, wenn jemand an diesem Gemeingute des ganzen Kriegerstandes gefrevelt hatte.

Blicken wir denn aber auch zurück auf die Gerechtigkeitsliebe des edlen Verklärten. Wer vermag auf der militairischen Stufenleiter, die er bis zu seltener Höhe erstiegen, eine einzige Sprosse nachzuweisen, auf der er je das Recht gebeugt hätte? Nein, Gerechtigkeit gegen Freund und Feind, Gerechtigkeit gegen Vornehme und Geringe, gegen Hoch- und Niedriggestellte, war das Ziel, nach welchem Alten strebte. Und wie uneigennützig war diese Gerechtigkeitsliebe! Wann hat Alten je ein fremdes Verdienst sich angeeignet, wann hat er je seinen Untergebenen den Dank für ehrenwerthe Thaten vorenthalten? O, zu unzähligen Malen hat er das, was sein Werk war, andern zu gute gerechnet, zu unzähligen Malen die Krone, welche seinem Verdienste mit Recht gebührte, großmüthig an andere verwiesen.

"Und welche gewissenhafte Fürsorge widmete der geliebte Befehlshaber seinen Truppen. Ihre Kräfte zu schonen, ihnen die Labung zu verschaffen, welche das vollbrachte Tagewerk verdiente, auch den ausgeschiedenen Veteranen noch die Bürde der Jahre zu erleichtern, das war sein stetes Sinnen und Trachten. Nie vermochte sein freundliches Antlitz sich leichter in düstere Falten zu legen, als wenn er sah, daß der gute Wille, daß die Ausdauer der Truppen gemißbraucht ward.

Vervollständigen wir das Bild nun noch durch die ritterliche Tapferkeit, mit der Carl v. Alten in jedem Kampfe seine Krieger begeisterte, durch die Unerschrockenheit, welche ihn an der Spitze seiner Grenadiere aus Menin geleitet, und welche auf 32 Schlachtfeldern glänzend erprobt ist; vervollständigen wir das Bild durch die liebenswürdige Menschenfreundlichkeit, die ihm Aller Herzen gewann, die stets, so hoch Würden und Ehren ihn gestellt haben mochten, Vertrauen in jeder Brust erweckte; blicken wir hierauf dies Gemälde, bei dessen längerer Betrachtung wir noch viele neue edle Züge entdecken würden; blicken wir hier auf Alten, wie er lebte und wirkte, und wundern wir uns dann nicht, daß ein solcher Führer den Deutschen und Briten, den bedächtigen Nordländer und den feurigen Sohn des Südens zu rühmlichen Thaten mit sich fortreißen konnte, daß ein solcher hehrer Führer auch auf den Feldern von Quatre-Bras und Waterloo als heller Stern in dunkler Schlacht uns voranleuchtete. Wohl war ihm die Freude versagt, dort noch an der spitze seiner Getreuen den Victoria-Ruf zu vernehmen, aber zu dem Siege, den die Ausdauer erkämpfte, hat auch er uns geführt."

Nicht nur unser engeres Vaterland war durch den Tod des hochverehrten Carl v. Alten in tiefe Trauer und Schmerz versetzt, auch über die Grenzen desselben hinaus, namentlich in England und Oesterreich, theilte man diesen gerechten Schmerz, wie aus den beigefügten Schreiben ersichtlich wird.

1) Schreiben des General-Adjutanten der britischen Armee.

"London, den 4. Mai 1840.

An
John Taylor Esqre.
British Pay-Office. Hannover.

Mein Herr!

Ich habe die Ehre gehabt, Ihr Schreiben vom 27. v.M., welches die Anzeige von dem Ableben des Generals Graf Alten enthält, dem commandirenden General Lord Hill vorzulegen, und ich bin beauftragt, Ihnen die Versicherung zu ertheilen, daß Se. Herrlichkeit diese Nachricht mit dem größten Leidwesen empfangen hat, indem Sie den Verstorbenen von jeher als einen höchst ausgezeichneten Officier und als einen höchst geachteten persönlichen Freund geschätzt haben. Ich selbst, der ich während meiner Bekanntschaft mit dem General Alten stets gewohnt gewesen, seinen öffentlichen und Privat-Charakter als ein schönes Vorbild zu betrachten, darf die Versicherung hinzufügen, daß ich seinen Tod als ein Ereigniß ansehe, welches von seinen Waffengefährten in der britischen und in der hannoverschen Armee mit gleicher Aufrichtigkeit betrauert werden wird.

Ich habe die Ehre zu sein

Mein Herr
Ihr gehorsamer
J. Macdonald
."

2) Schreiben des Commandirenden en Chef der britischen Armee:

"London, den 22. Mai 1840.

An die Herren
Graf Victor v. Alten und George v. Alten.

Meine Herren!

Ich habe die Ehre gehabt, Ihr Schreiben vom 2. d.Mts. zu empfangen, welches mir die Trauerbotschaft von dem am 20. v.Mts. zu Botzen in Tyrol auf seiner Rückreise von Italien ins Vaterland erfolgten Tode Ihres Oheims, des Grafen Carl v. Alten, Großkreuz des Bath-Ordens, mittheilt.

Indem ich Ihnen mein aufrichtigstes Beileid bei diesem Trauerfall bezeuge, und auf das Tiefste den herben Verlust beklage, welchen jeder fühlt, der das Glück hatte, seinen Werth als Krieger und Mensch zu kennen, halte ich es für meine Pflicht, die Versicherung hinzuzufügen, daß seine ausgezeichneten Dienste ihre volle Anerkennung in der Armee finden, welche ich die Ehre habe zu befehligen, und daß sein Andenken noch lange in derselben im Verein mit denen fortleben wird, welchen eine glänzende Rolle in den glücklichen Ereignissen des Krieges zu Theil ward.

Ich habe die Ehre zu sein

Meine Herren
Ihr gehorsamer
Hill
."

3) Auszug aus dem Oesterreichischen Beobachter, welcher die Nachricht von dem Tode des Generals Grafen von Alten mittheilt.

"Graf v. Alten war einer der ausgezeichneten Militairs der großen Kriegsjahre vom Anfange der französischen Revolution bis zur Schlacht von Waterloo. Seit dem Ausfalle von Menin bis zur Schlacht von Waterloo, wo er eine Division commandirte, war er nur mit kurzen Unterbrechungen fast beständig auf dem Felde der Ehre zu finden. In Portugal und Spanien, in Frankreich und in den Niederlanden war sein Name überall hochgeehrt in den Armeen. Nach Hannover zurückgekehrt, genoß Graf v. Alten in gleichem Grade alle Auszeichnungen der Hochachtung und des Vertauens der königlichen Familie, wie die Verehrung der Armee und des Landes, welchem er länger als 50 Jahre mit Ruhm und Ehre gedient hat."

von Alten-Denkmal in Hannover

Daß diesem würdigen Veteranen am Ende des Waterlooplatzes ein Denkmal durch seine alten Waffengefährten gesetzt ist, wird den meisten Hannoveranern bekannt sein. Weniger bekannt aber wird es sein, daß dieses Denkmal vor Kurzem durch eine ruchlose und nichtswürdige Hand entweiht und verunehrt ist. Zu Ehren der Hannoveraner kann man nur annehmen, daß dieser Act der Rohheit und des Vandalismus durch einen der vielen Fremden, womit Hannover seit 1866 überschwemmt ist, vollführt wurde.