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von Alten in der Schlacht bei Waterloo

Im November des Jahres 1803 wurde v. Alten als Oberstlieutenant und Commandeur des ersten leichten Bataillons der Königl. Deutschen Legion angestellt, dessen Organisation und Ausbildung er mit größtem Eifer betrieb. Im December 1804 ward er zum Oberst befördert. Bei der Expedition nach dem nördlichen Deutschland im Jahre 1805—6 commandirte Oberst v. Alten die leichte Brigade. nachdem diese Expedition nach England zurückgekehrt war, wurde Oberst v. Alten mit seiner Brigade nach Irland gesandt. Unter der vorzüglichen Leitung des Chefs lebte die Brigade, während dieser ganzen Zeit mit den aufgeregten und unruhigen Irländern, stets im besten Einverständnisse und gab den glänzenden Beweis von der vorzüglichen Disciplin und dem guten Betragen. — Bei der Expedition nach der Insel Rügen und Seeland 1807 finden wir den Oberst v. Alten mit der leichten Brigade wieder, die bei der Belagerung von Kopenhagen mit Auszeichnung diente.

Im Jahre 1808, nachdem die Expedition unter Sir John Moore von Gothenburg zurückkehrte, zu welcher von Alten mit der leichten Brigade gehörte, segelte dieselbe unverzüglich nach Portugal. Die Brigade wohnte unter ihm den Operationen des Corps von Sir John Moore von Anfang bis zu Ende bei. Im December 1808 wurde dem General-Major v. Alten noch eine zweite leichte Brigade zugetheilt, und so vollführte er, zur Deckung des Hauptcorps eine Reihe von schwierigen Flankenmärschen, bis er den Hafen von Vigo erreichte, und da unterdessen die Schlacht von Corunna vorgefallen war, die Truppen unter seinem Commando nach England zurück führte.

Im Jahre 1809 befehligte General v. Alten wiederum die leichte Brigade, welche der Expedition nach der Insel Walchern zugetheilt war. Im Anfange des Jahres 1810 kehrte der General mit seiner Brigade nach England zurück. Zu Anfange des Jahres 1811 führte der General v. Alten die leichte Brigade wiederum nach Portugal und ward dem Corps des Marschalls Beresford zugetheilt, und wohnte der ersten Belagerung von Bajadoz und der Schlacht bei Albuera bei. In letzterer vertheidigte der General v. Alten mit seiner Brigade eben so glänzend, wie tapfer das Dorf Albuera und die Brücken.

Bald nach diesen Ereignissen erhielt der General v. Alten die Braunschweigische Infanterie zur Verstärkung seiner Brigade, und wurde der 7. Infanterie-Division zugetheilt, deren Commando ihm, als ältesten bei dieser Division gegenwärtigen Officier, mit Anfange des Jahres 1812 zufiel.

Im April des Jahres 1812 wurde der General zum Commandeur der leichten Division vom Herzog v. Wellington ernannt. Es war dies eine unverkennbare Auszeichnung, da die Division als die vorzüglichste und thätigste in der Armee geschätzt wurde, und der General v. Alten einer der jüngsten Generale seiner Anciennetät nach war. Die militairischen Ereignisse, welchen der General von Alten von nun an im Commando dieser Division und größeren damit verbundenen Truppen-Abtheilungen beiwohnte, und in denen er vielfach als Haupttheilnehmer und Lenker auftritt, gehören eigentlich der Kriegsgeschichte an und es drängen sich in jeder glorreichen Zeit die wichtigsten Begebenheiten überhaupt so Schlag auf Schlag, daß es die Grenzen dieser Skizze überschreiten würde, sie hier im Detail aufführen zu wollen.

Es muß daher an dieser Stelle die Bemerkung genügen, daß die leichte Division von jener Zeit bis zur Beendigung des Krieges unter Führung des Generals v. Alten ihren alten ausgezeichneten Ruf nicht allein bewährte, sondern wo möglich noch erhöhte, und daß es bei vielfachen Gelegenheiten dieser Division und ihrem Führer vorbehalten war, wesentlich zur glücklichen Entscheidung am Tage der Schlacht beizutragen. Welcher Augenzeuge, ja selbst welcher aufmerksame Beobachter der damaligen Ereignisse, wird der braven leichten Division und ihrem nicht minder tapfern Führer, die höchste Bewunderung versagen können, wenn er sich des glänzenden Benehmens derselben bei St. Munoz, der Tage von Vittoria, der langen Reihe blutiger Gefechte in den Pyrenäen, der Erstürmung der furchtbaren Linien an der Nive, des glänzenden Gefechts von Tarbes und der Schlachten von Orthes und Toulouse erinnert, welche Ereignisse sämmtlich zu denen gezählt werden müssen, bei denen die leichte Division den Ausschlag herbeiführte. Ueberhaupt commandirte der General v. Alten die leichte Division in folgenden Hauptschlachten: Salamanca (den 22. Juli 1812), Vittoria (21. Juni 1813), Pyrenäen (25. bis 26. Juni 1813), Nivelle (10. November 1813), Nive (9. bis 13. December 1813), Orthes (27. Februar 1814), Toulouse (10. April 1814), und war derselbe übrigens in allen sonstigen Affairen und Engagements, denen die leichte Division mit so vielen Ruhm beiwohnte, an ihrer Spitze.

Außerdem führte der General v. Alten während dieses Zeitraumes zu verschiedenen Malen den Befehl über größere Truppenabtheilungen; so commandirte er u.A. während der Monate August, September und October 1812 in Madrid und Umgegend ein comb. Corps von 30,000 Mann.

Zum Beweise der hohen Achtung und Liebe, welche sich der General während dieses Zeitraums bei seinen Untergebenen zu erwerben wußte, überreichte ihm die leichte Division nach Niederlegung seines ehrenvollen Commandos bei eintretendem Frieden, einen kostbaren Ehrensäbel mit einer Inschrift, die Gefühle der dankbarsten Verehrung kennzeichnend. *)

Im Jahre 1814 zum General-Lieutenant ernannt, erhielt v. Alten das Commando der hannoverschen Truppen in den Niederlanden und führte zugleich den speciellen Befehl über die 3. englische Infanterie-Division der Armee des Herzogs von Wellington. Seine Dienste in den Tagen von Quatre-Bras und Waterloo gehören zu den glänzendsten Thaten militairischer Dienstleistungen, indem gerade diese Division den heftigsten Angriffen des Feindes ausgesetzt war und einen ganz ungewöhnlichen Verlust erlitt. Die schwere Verwundung, mit welcher der General bei Waterloo diesen schönen Ruhm besiegelte, hinderte ihn, mit seinen beim Eintritt des Friedens nach der Heimath entlassenen Waffengefährten der Legion zurückzukehren. Er blieb nach seiner Wiederherstellung im Commando des hannoverschen Corps in Frankreich und kehrte mit demselben erst im Jahre 1818 nach dem Vaterlande und in den hannoverschen Dienst zurück. Als Chef des aus mehreren Bataillonen der Legion formirten Garde-Jäger-Regiments und als General der Infanterie wurde ihm zugleich der Dienst als Inspecteur dieser Waffe übertragen. In einem so hohen und erfolgreichen Wirkungskreise sind seine Verdienste allgemein anerkannt und ist als eine besondere Auszeichnung Sr. Majestät des Königs ihm noch die Anstellung als Staats- und Cabinetsminister für das Kriegsdepartement im Jahre 1831 zu Theil geworden.

Am 20. April 1840 starb General v. Alten zu Botzen in Tyrol auf seiner Rückreise ins Vaterland nach kurzer Krankheit. Was der Verstorbene dem Könige und dem Vaterlande während einer fast 59jährigen Dienstzeit gewesen ist, gehört der Geschichte an.

Für die in der Schlacht von Waterloo geleisteten Dienste war v. Alten im Jahre 1815 in den Grafenstand erhoben. **)

Der General v. Alten besaß folgende Orden und militairische Ehrenzeichen: 7 Großkreuze, 2 Commandeurkreuze, 2 Ritterkreuze, Goldenes englisches Kreuz für die Schlachten von Albuera, Salamanca, Vittoria, Nivelle, Nive, Orthes und Toulouse, die engl. Waterloo-Medaille und das hannov. Wilhelms-Kreuz.
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*) Die Inschrift auf der einen Seite lautet: From the British Officers of the Light Division. To Major General Charles Baron Alten, und auf der andern Seite: Major Generals Vandeleur and Kempt, Lt.-Colonel Ross’s Troop of Horse Artillery. MDCCCXIV. [zurück]