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Die 3. Colonne bestand aus den 6 britischen Bataillonen und den beiden unserer Garde — ohne ihre Grenadiere —, wie auch aus einer Brigade leichter Artillerie. Der General von Spörcken, Commandirender der Infanterie des rechten Flügels, übernahm das Commando derselben. Die commandirenden Officiere unserer beiden Garde-Bataillone sind vermuthlich gewesen: tit. Oberst von Ahlefeld, dann 1. Bataillon: Oberstlieutenant von Goldacker, Major von Alten; zweites: tit. Oberstlieutenant von Bock, Major von Quernheim.

Die 4. Colonne, Generalmajor von Schele, an Stelle des Prinzen Anhalt, bestand aus den hannöverschen Bataillonen: Hardenberg — später in Gibraltar —, bestimmt commandirt vom Capitain O. von Behr; die übrigen wurden vermuthlich commandirt: Reden — später in Gibraltar —, dessen Chef der zeitige Generallieutenant und Generaladjudant des Herzogs war, und späterer Feldmarschall: Oberstlieutenant von der Schulenburg, Major von Marschall; Schele, Oberstlieutenant von Scharnhorst, Major G.W. von dem Bussche; Marschalk, tit. Oberst von Goldacker, Major von Dassel; Estorff, Oberstlieutenant Craushaar, Major von der Wense. Zu diesen noch das hessische Regiment Erbprinz.

Die 5. Colonne, hannöverscher Oberst Braun, bestand aus je einer Brigade britischer und hannöverscher Artillerie.

Die 6. Colonne, unter dem hessischen General von Wutginau, bestand aus unserem Bataillon Wangenheim, Oberstlieutenant von Meding, Major von Minnigerode, und aus 5 hessischen Bataillonen, nebst einer Brigade leichter Artillerie.

Die 7. Colonne, unter dem braunschweigischen Generallieutenant von Imhoff, bestand aus 4 hessischen und 3 braunschweigischen Bataillonen, nebst einer Brigade leichter Artillerie.

Die 8. Colonne, Prinz Holstein, bestand aus 19 Schwadronen, als den 10 Schwadronen der preußischen Dragonerregimenter Prinz Holstein und Finckenstein, und aus dreien der Husaren, aus vier hessischen Schwadronen und unserem Cavallerie-Regiment Hammerstein, Oberstlieutenant von Sprengel und Major Schnering. Die Doublure des Regiments war drapirt dunkelgrün mit Gold; die beiden Standarten desselben, als die des linken Flügels des nachherigen 2. Cavallerie-Reiments (zuletzt Königin Husaren), errichtet 1631, befinden sich mit andern alten Ruhmeszeichen in der Marktkirche zu Hannover.

Generallieutenant von Wangenheim hatte bereits wieder einrücken lassen, als er etwa um 4 Uhr Morgens durch Kanonenfeuer angegriffen ward und nun wieder ausrücken ließ, worauf sich eine Kanonade entspann. Seine Truppen standen hauptsächlich südlich von Kutenhausen entlang, und noch weiter südlich bei den Schanzen und Batterien. Nach einer Stunde etwa ward die französische Artillerie hier zum Schweigen gebracht; die bückeburgisch-hessische Artillerie stand unter Commando des hessischen Oberstlieutenants Huth; auch Graf Wilhelm war anwesend, und hatte das Aufwerfen von Schanzen geleitet.

Die Infanterie-Colonnen des alliirten Hauptcorps mußten so zu sagen eine große Schwenkung links ausführen, d.h. nach und nach links einschwenken, nach Osten zu, um dorthin in Front zu kommen, mit dem rechten Flügel an Hartum, mit dem linken an Holzhausen, also quer über das Plateau hinüber, in eine Front von reichlich etwa 3000 Schritt Länge hier, welche Entfernung beim Vormarsche sich noch vergrößerte. Sie hatten diesen Aufmarsch auch etwa um 6 Uhr Morgens ausgeführt, während bei den Franzosen des Hauptcorps um diese Zeit nur erst die Cavallerie an ihrem Platze war, die Infanterie aber, welche beim Anmarsche der Colonnen zur Front die Distancen nicht inne gehalten hatte, ward erst um 8 Uhr mit dem Aufmarsche in Schlachtlinie fertig.

Die alliirten Truppen waren also früher fertig gewesen trotz ihrer "4 Nationen", aber sie waren auch manövrirfähiger und besser disciplinirt als ihre Gegner, die Führer hatten ihre Colonnenwege vorher recognoscirt gehabt, und es war bereits hell als die Colonnen anmarschirten.

Der Herzog von Broglio hatte nach der Kanonade bis 6 Uhr mit dem Angriffe seitens seiner Infanterie gezögert, wollte nunmehr damit beginnen, fand aber jetzt die Holsteinsche und die Imhoffsche Colonne, erstere zwischen Stemmern und Malbergen, letztere rechts von dieser, drohend in seiner linken Flanke, wonach er vom Angriffe abstand und sich mit seinem linken Flügel südlich an Malbergen aufstellte, wo dieser an den rechten jenes rechten Infanterie-Flügels stieß.

Der Herzog Ferdinand war grade hier gewesen und hatte den beiden Generalen befohlen, jede Gelegenheit zu einem Angriffe zu benutzen, als er aber danach zur 2. Colonne zurückkam, sah er, daß der Prinz Anhalt sich vor Hahlen unthätig verhielt, wonach derselbe aber nunmehr den Ort angreifen mußte, den Eingang nahm und dann in dem lang gestreckten Dorfe Fortschritte machte, welches von 4 Bataillonen nur mangelhaft gegen die Pikets vertheidigt wurde. Der Feind ward schließlich ganz aus demselben vertrieben, wie der Zeit etwas vorgreifend hier gleich gesagt werden mag, wonach der Prinz das brennende Dorf in Besitz behielt, dann aber wieder Haltan machte und nicht rechtzeitig aus demselben in einer Höhe mit Anderen vorrückte.

Einige Hundert Schritte nördlich der Mitte des Dorfes Hahlen stand auf dem Plateau eine Windmühle, in deren Nähe General von Spörcken etwa um 7 Uhr angekommen war, und nördlich oder links neben welcher die englische leichte Artillerie-Brigade placirt wurde, und wieder links von welcher sich die Infanterie formirte, etwa 1200 Schritt vom Feinde, welcher zu dieser Stunde eine große Batterie nahe dem Ostende des Dorfes hatte.

Lord Sackville war unterwegs, aber noch weit zurück, und ließ ihm der Herzog den Befehl bringen, den Marsch in Schwadronscolonnen fortzusetzen und sich hinter der Infanterie des rechten Flügels aufzustellen, um bei der Hand zu sein. Der Lord that ersteres noch eine Strecke weit, blieb dann aber noch sehr entfernt von der Infanterie wieder halten. Weiter links bis nach Malbergen hatten sich die andern Colonnen aufgestellt, und war eine Kanonade entbrannt; der französischen Cavallerie stand also alliirte Infanterie gegenüber.

Der Herzog, welcher weiter vorgeritten war, um zu beobachten — denn die noch nicht hoch stehende Morgensonne, welche die Alliirten gegen sich hatten, dazu noch ein ziemlicher Wind mit Staub, dürfte deutlicherem Erkennen auf weitere Entfernung recht hinderlich gewesen sein —, schickte gegen 8 Uhr seinen Adjudanten, den Grafen Taube, wahrscheinlich von der Fußgarde, zum General von Spörcken und ließ demselben befehlen: "Wenn" er angriffe, so solle dieses unter Trommelschlag geschehen. Der Adjudant aber mißverstand diese Ordre und überbrachte den Befehl: sogleich unter Trommelschlag anzugreifen, d.h. Alles auf französisch, welchen Befehl der General sofort in Ausführung brachte.

Grenadier vom hannoverschen
Regiment Fußgarde 1752

Grenadier vom 37. britischen
Infanterie-Regiment 1751


Die Bataillone waren eben in Linie aufmarschiert und standen in folgender Ordnung: 1. Treffen, der britische Major-General Waldegrave:

am rechten Flügel das 12. Regiment, Napier, — die britische Infanterie war so ziemlich die einzige deren Regimenter bereits Nummern trugen — alter Bekannter von Fontenoy und bald wieder in Gibraltar;

das 37. Regiment, Stewart, demnächst Peninsula;

das 23. Regiment, Welsh Fusiliers, alter Freund von Dettingen, demnächst Peninsula, Waterloo, hat im Fahnenwappen das "Weiße Roß"; unter Colonel Poole;

dann unser 13. und 2. Bataillon der Garde.

Im 2. Treffen standen hinter den britischen Bataillonen, und folgten bald nach unter Major-General Kingsley:

das 20. Regiment, Kingsley, später Peninsula;

das 51. Regiment, Brudenel, später Peninsula, Waterloo;

das 25. Regiment, Home, führte das "Weiße Roß" im Fahnenwappen.

Diesen 8 Bataillonen schloß sich im Vorrücken noch unser "Altes Rothes", Hardenberg an, geführt von Capitain O. von Behr, welches zur linksstehenden 4. Colonne gehörte.

Diese 9 Bataillone rückten nun in dem völlig freien Terrain in dreigliedriger Linie unter Trommelschlag vor, ohne ihre Geschütze, welche nicht folgen konnten. Die Bataillone erhielten im vorrücken starkes Geschützfeuer, besonders schräg rechts von jener starken Batterie am Ostende des Dorfes Hahlen her, welches also namentlich die britischen Bataillone am rechten Flügel traf, aber sie blieben mit bewunderungswürdiger Ruhe im Vormarsche; der Herzog ließ einen Augenblick bei einem kleinen Gehölze halten, dann aber trat man wieder an.

Es brachen nun 11 französische Schwadronen vor, welche man auf etwa 20 Schritte herankommen ließ, ein mörderisches Feuer abgab und dann durch fortgesetztes Vordringen bewirkte, daß selbe in Verwirrung zurückwichen. Nunmehr wäre der Zeitpunkt für unsere Cavallerie gewesen, aber sie hielt viel zu weit zurück; der Herzog schickte den Capitain Ligonier und dann noch einen zweiten Adjudanten an Lord Sackville, welcher sich zuerst stellte, als wenn er den Befehl zum vorgehen nicht verstände, schien dann demselben nachkommen zu wollen, that aber nichts.

Französische Schwadronen des 2. Treffens griffen nunmehr an und wurden ebenfalls zurückgeschlagen, doch brachte hiernach die Artillerie eine, aber nur momentane Erschütterung auf die exponirtesten Bataillone hervor, wonach die tapfere Infanterie wieder vorrückte. Der Herzog schickte nochmals zum Lord, aber vergeblich, und ließ die britische schwere Artillerie und danach auch die der 2. Colonne neben der Windmühle auffahren, denen es schließlich gelang, die Oberhand über jene französische Batterie zu gewinnen, welche ja einige dreißig Geschütze stark gewesen war.