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Friedewald liegt ¼ Meile nördlich von Holthausen, von wo der Bach sich dreht und bei Petershagen in die Weser fließt.

Auf dem Plateau lagen einige Holzparcellen — die englische Quelle nennt es: ein Holz —, wie auch zwischen Malbergen und Hahlen einige kleinere Gehöfte und Anbaue, welche mit Malbergen oder Mulbeeren zusammen die Rothen Häuser genannt wurden. Das Lager der alliirten Hauptarmee hatte den Esperbach und jenseits die großen Dörfer Holthausen und Nordhemmern vor seiner Front, mit dem linken Flügel zunächst Friedewald, in 27 Bataillonen und 3 Brigaden leichter und ebensovieler schwerer Artillerie, von denen 2 hannöversche waren, mit dem jetzt hannöverschen Bataillon Sax-Gotha, noch in weißer Uniform, als Bedeckung.

Die Cavallerie der Hauptarmee, 43 Schwadronen, lagerte für sich bei Hille und hinter dem "Holze", so daß also hier im Lager die Divisionsverbände gelöst waren. Das Hauptcorps war etwa 24 000 Mann stark und bestand aus den Briten, den Preußen, dem größeren Theile der Hessen und aus 8 Bataillonen nebst 12 Schwadronen der Hannoveraner.

Die Vorposten standen von Hartum bis nach Hille, woselbst ein braunschweigisches Bataillon hinter einer Verschanzung stehend jenen Moordamm halten sollte, während das lange Dorf Hahlen nicht besetzt gewesen zu sein scheint. Die westlich des "Holzes" lagernde Cavallerie dürfte doch wohl Vorposten östlich des Holzes, quer über das Plateau gehabt haben.

Das Corps des Generallieutenants von Wangenheim stand im Lager bei Todtenhausen, 19 Schwadronen und 15 Bataillone stark, dabei 7 zusammengesetzte Grenadierbataillone; 8 Linien- und 1 Grenadierbataillon waren Hannoveraner, wie auch 10 Schwadronen. Dann die bückeburgische Brigade schwerer Artillerie, dabei das bückeburgische Bataillon als Bedeckung, dieses Corps zählte etwa 12 400 Mann.

Südlich von Todtenhausen resp. Kutenhausen waren mit schwerem Geschütz armirte Verschanzungen angelegt, über welche hinaus die Vorposten standen, die also nicht in unmittelbarer Verbindung mit denen des Hauptcorps waren, es seien denn dort Vorposten der Cavallerie gewesen.

Auf dem rechten Weserufer bei Lahde, also nördlicher als Todtenhausen, stand der Oberst von Laffert mit 2 hannöverschen Grenadierbataillonen und den Luckner Husaren.

Das Corps des Erbprinzen stand bei Bünde, fast 3¼ Meilen südwestlich Minden, 1 Meile südlich des Wiehengebirges, also den Städten des französischen Hauptcorps gefährdend, war 11 Bataillone und 16 Schwadronen, fast 10 000 Mann stark; dabei an Hannoveranern 6 Bataillone, 14 Schwadronen und noch die 2. Jäger-Brigade, wahrscheinlich noch unter Capitain von Linsingen. Bei Lübbecke standen unter Generalmajor von Gilsa je 1 Bataillon Hannoveraner, Braunschweiger und Hessen, nebst 540 Pferden.

Die 1. Jägerbrigade, Rittmeister Friedrichs, stand im Bückeburgischen, während Oberstlieutenant von Freytag mit der 3. Brigade und 2 Schwadronen unserer Breitenbach-Dragoner bei Hameln stand, und das Stockhausencorps im Sollinge zur Beobachtung des Freicorps Fischer. Dann waren noch Lippstadt und Hameln mit 9 Bataillonen besetzt, darunter 4 der Unseren.

Für die Schlacht kamen 62 Schwadronen, 42 Bataillone und die Reserve-Artillerie, reichlich 36 000 Mann in Frage.

Die französische Hauptarmee unter Marschall Contades stand im Lager bei Boelhorst, hinter der Bastau mit dem Rücken am Wiehengebirge, und bestand aus 63 Schwadronen und 56 Bataillonen, davon 15 sächsische, etwa 32 000 Mann. Vor der Front waren über die Bastau, welche auf ihrer letzten ¼ Meile langen Strecke bis zur Stadt festeres Ufer hatte, 19 Brücken geschlagen.

Das Corps des Herzogs von Broglio am rechten Ufer der Weser, gegenüber Minden, bestand aus 22 Bataillonen nebst eben so vielen Schwadronen; Minden war von 4000 Mann besetzt.

Bei Eickhorst, gegenüber Hille, standen noch 4 Bataillone und 2 Schwadronen. Bei Gohfeld, östlich von Bünde, etwa 2 Meilen von der Porta, Rehme deckend, wohin die Bagage des Hauptcorps zurückdirigirt ward, stand der Herzog von Brissac mit nur 3000 Mann. Vor Lippstadt standen 15 000 Mann, und in Besatzungen und kleinen Festungen waren noch etwa 15 000 Mann vorhanden.

Für die Schlacht kamen also 44- bis 46 000 Mann in Anrechnung.

Der Herzog Ferdinand hatte die Absicht, den Gegner zum Hervorbrechen aus seiner unangreifbaren Stellung hinter der Bastau zu veranlassen, und wenn dieser dann, wie anzunehmen war, das etwa ½ Meile vom Hauptcorps entfernte Wangenheimsche Corps angreifen wollte, ihm dann in die Flanke zu gehen, und wurden dazu frühzeitig Communicationswege durch die Dörfer und das Gelände des Plateaus aufgesucht und vorbereitet. Am 31. July hatte der Herzog von den Höhen bei Lübbecke recognoscirt und dabei bemerkt, daß der Feind seine in der Nähe detachirt gewesenen kleinen Abtheilungen an sein Hauptcorps herangezogen hatte, woraus man schloß, daß derselbe angreifen wolle, und wurde daher der Befehl gegeben, sich für den andern Morgen um 1 Uhr früh marschbereit zu halten, namentlich sollte die Cavallerie gesattelt haben.

Der Marschall hatte auch wirklich den Plan anzugreifen, und galt für seine Truppen das Schlagen des Zapfenstreichs am Abend 10 Uhr als Signal zum Ausrücken. Seine Hauptarmee sollte in 8 Colonnen, in jeder das 2. Treffen hinter dem ersten, über jene kleinen Brücken der Bastau vorrücken, und zwar sollte dabei, abweichend vom gewöhnlichen Gebrauche, die Cavallerie die beiden mittelsten Colonnen bilden; danach sollte die Front aber links, nach Westen genommen werden, der linke Flügel bei Hahlen, der rechte nach Malbergen zu, und zwar so, daß jeder Flügel 4 Infanterie-Brigaden im 1. und 2 derselben im 2. Treffen hätte, während die 6 Cavallerie-Brigaden in 2 Treffen das Centrum bilden sollten, mit je einer großen Geschützaufstellung von 30 bis 34 Geschützen auf jedem Flügel desselben, welche dessen Front durch ein Kreuzfeuer decken sollten; 18 Schwadronen Gendarmes und Carabiniers bildeten dann noch eine Reserve im Centrum.

Der Herzog von Broglio sollte durch Minden auf das linke Ufer kommen und dann gegen Todtenhausen vorrücken, so daß der rechte Flügel an die Weser stieße, der linke aber im Haken an den rechten Flügel der Hauptarmee; er sollte durch 22 schwere Geschütze seinen Angriff vorbereiten lassen, sollte 14 Bataillone im 1., die Cavallerie im 2. Treffen und 8 Grenadierbataillone in Reserve haben, und zwar sollte dieses Corps des Herzogs das Gefecht eröffnen. Minden, dessen Wälle mit schwerem Geschütz versehen wurden, behielten 4 Bataillone besetzt und von Eickhorst ab sollte demonstrirt werden. Das Gepäck der Armee ward nach Rehme gesendet, also auf das rechte Ufer der Weser.

Es wurde Alles so ausgeführt, und schon nach Mitternacht waren die französischen Truppen an den Stellen, wo sie sich entwickeln sollten, was sie aber in der Dunkelheit und bei ihrer mangelhaften Manövrirfähigkeit zunächst noch nicht bewerkstelligen konnten. Der Herzog erfuhr erst um 3 Uhr Morgens, daß der Feind die Bastau passirt habe, worauf er den bereitstehenden Truppen den Befehl zugehen ließ, ungesäumt in der vorgeschriebenen Weise in die Ebene von Minden, also auf das Plateau vorzurücken, während er sich selbst nach Hartum begab, dem mittelsten jener drei Dörfer wo die Vorposten standen. Die Pikets derselben waren aus Abcommandirten aller Infanterie-Regimenter gebildet, denn es war dem Herzog untersagt worden von dieser Regel abzuweichen, und wurden dieselben an diesem Tage vom Prinzen Anhalt commandirt, welchem der Herzog auch eine Brigade britischer Artillerie zuführte und dem Prinzen befahl, die aus 1600 Mann Infanterie und 200 Pferden bestehenden Pikets zusammenzuziehen und Hahlen zu besetzen, worin der Feind aber bereits zuvorgekommen war. Da derselbe auch grade jetzt bei Eickhorst anfing zu kanoniren, so wurde dem Generalmajor von Gilsa der Befehl geschickt, von Lübbecke aus dahin vorzurücken, und trieb derselbe denn auch den dortigen Feind halbwegs nach seinem Lager zurück. Der Erbprinz ward noch avertirt von dem was vorging, und wurde außerdem noch die Bagage der Armee auf Stolzenau dirigirt.

Die gegen die Regel angeordnete Aufstellung der französischen Cavallerie im Centrum des Hauptcorps sollte nun auch ein Gefecht zur Folge haben, welches der gewöhnlichen Regel entgegen war. Diese besondere Anordnung dürfte sich so erklären lassen, daß der Marschall es hauptsächlich nur darauf abgesehen hatte, das etwas isolirt stehende Wangenheimsche Corps durch sein eigenes Nebencorps schlagen zu lassen, während er dieses durch sein Hauptcorps gegen das des Herzogs decken wollte. Der französische linke Infanterie-Flügel in und nahe Hahlen sollte wohl verhindern, daß die Alliirten an die Brücken der Bastau kämen, und dann auch einen etwaigen Rückzug dorthin decken, während der rechte Infanterie-Flügel specieller die linke Flanke des Angriffscorps decken sollte, dieses auch direct verstärken oder durch Herumschwenken verlängern konnte. Dasselbe konnte die zwischen den beiden Flügeln stehende Cavallerie thun, wie auch ganz nach den Umständen dem einen oder dem andern dieser Flügel zu Hülfe kommen, sie stand also ganz passend zunächst zwischen diesen beiden Flügeln.

Jenes Ueberschreiten der Bastau hatte man durch Deserteure erfahren, woraus man schließen muß, daß der Prinz Anhalt den Raum zwischen Hahlen und Minden, also grade da wo man erwartet und gehofft hatte, daß der Feind dort vorbrechen werde, weder durch Vorposten noch durch Patrouillen hatte beobachten lassen.

Die alliirte Armee rückte nun in 8 Colonnen auf das Plateau vor; die 1. Colonne bestand aus 24 Schwadronen, davon 14 Schwadronen Briten in 6 Regimentern, dann aus den beiden Schwadronen der hannöverschen Garde du Corps und der Grenadiere zu Roß, und den je zweien der Cavallerie-Regimenter Bremer und Veltheim und den vieren von Bussche-Dragoner, welche alle aber nicht zur Stelle waren, weil deren Commandeur, Generallieutenant Lord Sackville, den Befehl gesattelt zu haben, nicht befolgt hatte.

Die 2. Colonne bestand aus der schweren Artillerie-Brigade des rechten Flügels, hannöverscher Major Haase.