Arbeitskreis Hannoversche Militärgeschichte -> HOME

 

 

 

Während auf englischem Boden die Legion sich zusammenfand, herrschte auf dem Festlande die düstere Spannung, welche gewaltigen politischen Ereignisse vorher zu gehen pflegt. Ungefähr zu gleicher Zeit, wo Napoleon sein Kaisertum aufrichtete (Mai 1804), war William Pitt an die Spitze des englischen Ministeriums zurückgekehrt und mit ihm der felsenfeste Entschluß einer wirklichen kriegerischen Abrechnung mit Frankreich. Bis jetzt hatte bei der Eigentümlichkeit der feindlichen Machtmittel eine eigentliche Entscheidung nicht erfolgen können: Frankreich, gebieterisch stark zu Lande, aber ohnmächtig zur See, England unbeschränkter Herr in allen Meerren, aber ohne die Landmacht, welche allein befähigte, den verhaßten Gegner ins Herz zu treffen.

England war es bitter ernst mit seinem Kriege gegen Frankreich. Vereinzelt traten zwar auch Regungen schlaffer Friedenslust auf, aber wie Häusser richtig sagt, sie waren niedergehalten "durch die schlichte populäre Einsicht in das nationale Interesse und die überlieferte Gewöhnung, die eigenen Angelegenheiten aus dem Gesichtspunkte dieses Interesses ebenso ernst wie rücksichtslos zu betreiben. War einmal auch in Altengland die eingebildete Humanität der Ohnmacht und Entnervung zur Herrschaft gelangt, dann war der letzte Damm weggeräumt, der die abendländische Welt noch vor der neuen Cäsarenherrschaft beschützte."

Die Ansammlung der besten französischen Truppen bei Boulogne, die ungeheuren Vorbereitungen für eine Landung in England, bei hellem Wetter zum Teil mit bloßem Auge erkennbar, der häufige Aufenthalt Napoleons in Boulogne mußten wahrlich zur Vorsicht mahnen.

Der kräftigen und freigebigen Politik William Pitts gelang es, eine festländische Koalition großen Stils gegen den französischen Imperator zustande zu bringen. 5 Millionen Pfund Sterling enthielt das erste Budget, welches Pitt 1805 vorlegte, zur Unterstützung der Mächte auf dem festen Lande: Rußland, Österreich, Schweden und Neapel fanden sich zum Kampfe zusammen. England selbst versprach die Entsendung eines gemischten Truppenkorps in das nördliche Deutschland. Dieses sollte zunächst Hannover räumen und dann die Operationen der Hauptarmeen von Norden unterstützen. Lord Cathcart sollte den Oberbefehl führen, die Legion in ganzer Stärke an der Expedition teilnehmen.

Welche Nachricht konnte wohl für die hannoverschen Soldaten angenehmer sein? Froher Erwartungen voll begannen sie die Überfahrt. Ehe die Schiffe indes die englische Küste aus den Augen verloren, hatten sie noch "die große und herzerhebende Freude, Nachrichten von der glorreichen Schlacht bei Trafalgar durch Signale von den Schiffen zu erhalten, welche freilich durch den Tod des Siegers Lord Nelson sehr getrübt wurde." Allgemein nahm man diesen großen Sieg, von dessen Folgen Frankreich sich bis auf den heutigen Tag noch nicht völlig erholt hat, als günstige Vorbedeutung für die Operationen auf dem festen Lande.

Daß Preußen an der Koalition gegen Napoleon mit beteiligt sei, wurde zunächst allgemein als völlig selbstverständlich angenommen, stellte sich aber bald als Täuschung heraus. Bekanntlich gelang es Napoleon, dem jetzt unendlich viel an Bundesgenossen auf dem Festlande gelegen war, durch heimliches Anbieten von Hannover Preußen zur Neutralität zu veranlassen, es dadurch um den Rest seiner Achtung bei den Koalitionsmächten und im weiteren Verlaufe an den Rand des Abgrundes zu bringen. Weniger Treulosigkeit, als Mangel an Entschluß, der in allen Dingen das Schlimmste ist, hat Preußen in diese Lage gebracht. Hiervon wird später im Zusammenhange die Rede sein.

Die Hoffnungen der Verbündeten wurden bitter getäuscht. Aus seiner versammelten Stellung bei Boulogne heraus schob Napoleon sein wohl vorbereitetes Heer nach der oberen Donau. Bernadotte räumte Hannover und ließ nur Hameln besetzt, Mack kapitulierte bei Ulm, die Dreikaiserschlacht bei Austerlitz entschied den Krieg. Eine kriegerische Tätigkeit des englischen Hilfskorps trat nicht ein.

In organisatorischer Hinsicht aber sollte die Unternehmung nach Norddeutschland für die Legion sehr bedeutungsvoll werden, indem es gelang, dieselbe erheblich zu verstärken. In Voraussicht dessen hatte man Uniformen, Waffen und Ausrüstungs-Stücke für etwa 10.000 Mann von England mit herübergebracht.

Wir müssen nun die Schicksale der Legion bei dieser ihrer ersten Unternehmung etwas genauer betrachten.

Etwa 6.000 Mann stark war die Legion nach Kent marschiert, um bei Ramsgate eingeschifft zu werden. Am 18. Oktober waren einige Truppen schon verladen, 17 Tage aber dauerte es, bis in den Dünen von Deal alles segelfertig bereit lag. Die lange Muße wurde von den Legionären benutzt, um die ihnen ganz neue Wunderwelt der britischen Flotte in Augenschein zu nehmen und "die bewunderungswürdige Ordnung und Disziplin an Bord der Kriegsschiffe, welchen diese Nation größtenteils ihre Herrschaft zur See und die Sicherheit ihrer glücklichen Insel zu verdanken hat."

Mit 82 Schiffen segelte die Flotte am 5. November Nachmittags ab. Ungünstige Winde warfen sie lange in der Nordsee umher, so daß erst am 18. November Cuxhaven erreicht wurde. Die Infanterie der Legion, die beiden leichten und die 4 Linienbataillone, fuhren noch weiter die Elbe hinauf bis Twielenfleth und wurde dort ausgeschifft. Ferner waren das schwere und das leichte Dragoner-Regiment, die beiden reitenden und die drei Fußbatterien an der Expedition beteiligt. Das 2. leichte Dragoner-Regiment war, als noch in der formation begriffen, in England zurückgeblieben.

Einige Schiffe waren während der Überfahrt in Gefahr, verloren zu gehen. Ein Teil des schweren Dragoner-Regiments wurde durch den Sturm an die englische Küste zurückgeworfen und verblieb dann dort; nur durch plötzliches Umspringen des Windes war das Schiff dem Feuer französischer Küstenbatterien bei Calais entronnen. 3 Kompanien des 4. Linien-Bataillons liefen bei Wangeroog auf den Strand, kamen aber glücklich ans Ziel, ebenso die leichten Dragoner, welche anfangs an die holländische Küste geworfen waren. Anfangs Dezember war alles im hannoverschen Gebiet gelandet.

Das gesamte englische Hilfskorps zählte gegen 18.000 Mann, wovon die Legion etwa ein Drittel ausmachte. Lord Cathcart (am 17.9.1755 in Schottland geboren, war vom einfachen Kornett - er hieß ursprünglich William Shaw - zum englischen General emporgestiegen und wurde später englischer Gesandter am russischen Hofe. Als solcher gehörte er zu den Unterzeichnern des 1. Pariser Friedens (30.5.1814) und machte einen Teil der Befreiungskriege im Hauptquartier der 3 verbündeten Mächte mit. Er starb - 87jahre alt - am 17.6.1843 zu Cartsfide.) übernahm am 25. Dezember 1805 den Oberbefehl in Bremen, beschränkte sich aber alsdann im Wesentlichen auf ein Vorrücken an die Weser und Hunte. Die Legion kommandierte der General Don (Stabsquartier Verden). Unter ihm leitete Decken, in seiner Vertretung Oberstleutnant v. Langwerth, den inneren Dienst der Legion, anfangs in Stade, dann in Verden.

Zu einer kriegerischen Tätigkeit schienen zunächst nur die 1. Linienbrigade, die 1. Fußbatterie unter Kapitän Brückmann und ein Ingenieur-Offizier der Legion berufen, die zu dem russischen Belagerungs-Korps des Generalmajors Werdereffsky vor Hameln stoßen sollten. Hameln wurde durch den französischen General Barbou mit 3.000 Mann und 40 leichten Kanonen verteidigt.

Die 1. Linienbrigade war am 6. Dezember nach 17tägigem Aufenthalt in Stade von dort aufgebrochen, hatte am 14. Hannover erreicht und in Pattensen Quartier genommen. Hier erhielt sie den Befehl, das Blockadekorps des Generals Werdereffsky zu verstärken.

Der Vormarsch nach Hastenbeck-Ohsen führte am 16. Dezember fast zu einem Zusammenstoß mit den Franzosen, welche die Einschließung des Platzes von einer Verschanzung bei Afferde aus stören zu wollen schienen. Da Oberstleutnant v. Ompteda sein vorn befindliches 1. Linienbataillon jedoch 300 Schritt vor der Afferdeschen Warte zum Angriff aufmarschieren ließ, so beschränkten sich die Franzosen auf Festhaltung der Warte und wagten nicht, den Weitermarsch der Deutschen zu stören. Ompteda schied eine Nachhut aus und marschierte unbehelligt mit Trommelschlag und fliegenden Fahnen über das Schlachtfeld von Hastenbeck nach Ohsen. "Es kam mir vor, schreibt Ompteda, als ob wir den abgeschiedenen Geistern unserer Väter, die vor nun fast 50 Jahren auf diesem nämlichen Boden gefallen waren, eine Genugtuung leisteten."

Zu einer ernstlichen Belagerung von Hameln kam es nicht, die Legionstruppen gingen zunächst nach Springe, am 3. Januar nach Hannover zurück, das 1. Linienbataillon sodann weiter nach Kirchboitzen.

Das Bedauern über den kläglichen Ausgang der Unternehmung gegen Hameln war allgemein. "Ein paar Bataillons mehr zu dem Corps, in welchem ich diese Zeit her vor Hameln stand, und Hameln wäre ohne Schwertstreich vielleicht in 8 - 14 Tagen in unserer Gewalt gewesen. Statt dessen sind wir paralysiert, Barbou lacht uns aus - und die Gegend um Hameln wird ungestraft geplündert, so wie das ganze Land tiefer wie je in den Kloak der Apathie zurücksinken wird."

Das unverhoffte Erscheinen der Legion im Lande hatte zunächst bei der Bevölkerung den größten Jubel hervorgebracht. Massenhaft strömten junge Leute herbei, um sich in der Legion anwerben zu lassen. Ungeachtet der vielen Desertionen, die eintraten, als die Legion nach England zurückbeordert wurde, verblieb doch ein solcher Überschuß, daß alle Stämme auf Kriegsstärke gebracht und außerdem neu aufgestellt werden konnten:

ein 2. schweres Dragoner-Regiment, Stammtruppe des heutigen 2. hannoverschen Ulanen-Regiments Nr. 14 mit dem 10. Dezember 1805 als Stiftungstag,

ein 3. leichtes Dragoner-Regiment, Stammtruppe des 1. hannoverschen Dragoner-Regiments Nr. 9 mit dem 25. November 1805 als Stiftungstag.

Jedes Regiments war ungefähr 550 Pferde stark. Neu errichtet wurden ferner das 5., 6. und 7. Linienbataillon und eine 4. Fußbatterie. Für das in England verbliebene 2. leichte Dragoner-Regiment wurden die fehlenden Mannschaften, ferner 300 Mann als Stamm zu einem 8. Linienbataillon angeworben. Rekrutierungsdepots in Stade und Hannover, woselbst Decken persönlich anwesend war, förderten den Zulauf sehr, sodaß bei manchen Truppenteilen, wie z.B. bei den leichten Bataillonen, die Kriegsstärke überschritten wurde.

Nachdem Österreich durch den Frieden zu Preßburg (25. Dezember 1805) zu einer Verständigung mit Napoleon gelangt war, Preußen durch den Schönbrunner Vertrag sich gleichfalls von der Koalition abgewendet und seine Bereitwilligkeit zur Besetzung Hannovers an den Tag gelegt hatte, wurde ein weiterer Aufenthalt des englischen Hilfskorps in Hannover zwecklos. Anfang Februar 1806 schiffte sich daher die auf etwa 13.000 Köpfe angewachsene Legion in Cuxhaven, Ritzebüttel, Vegesack und anderen Hafenplätzen wieder ein. Als das 3. Bataillon, am 13. Februar bei Neuwerk ankerte, fand es bereits die dortige Schanze von den Preußen besetzt. Wenige Tage später war alles in Portsmouth glücklich wieder eingetroffen. Die in Hannover beschafften Pferde hatten zum größten Teil aus Mangel an Transportschiffen wieder verkauft werden müssen, die mitgebrachten wurden allmählich gegen englische umgetauscht.

Schmählicher sind niemals Hoffnungen betrogen worden, als es bei dieser Expedition nach Hannover geschah. "Nun waren wir wieder in unserm Vaterlande," schreibt einer der beteiligten Offiziere, "welches ein jeder mit der frohen Hoffnung betrat, daß wir sofort in Vereinigung mit den Russen, Schweden und Preußen gegen Holland aufbrechen, ein paar glückliche Feldzüge machen und dann ruhig und friedlich bei den Unserigen würden bleiben können. Wir Hannoveraner freuten uns hauptsächlich darauf, die in Lauenburg so schändlicher Weise erlittene Schmach wieder rächen zu können. Der Fortgang der Dinge, zeigte und jedoch bald, wie sehr wir uns getäuscht hatten; eine Zeit von 2 Monaten stürzte das Gebäude unserer Hoffnungen gänzlich zusammen und ließ uns auch nicht einmal die Aussicht, jemals wieder Hannoveraner zu werden und unserm Vaterlande mit Ehren dienen zu können. Durch die Schlachten von Ulm und Austerlitz wurden die Franzosen Herren vom ganzen festen Lande von Europa oder schrieben doch den übrigen Mächten Gesetze vor. Preußen, auf dessen Allianz wir sicher rechneten, schlug sich hinterlistiger Weise zu den Franzosen; und um Hannover zu requirieren, hätte es die gelandeten Engländer und die Legion wahrscheinlich feindlich angegriffen, wenn der kommandierende englische General es nicht für das Geratenste gehalten, sich zurückzuziehen und wieder nach England einzuschiffen."

"Das ist Lombards und Haugwitzens Werk, schreibt Ompteda voll edler Entrüstung, ich nenne die Personnagen in dem Range, wie ich sie glaube classificiren zu müssen. - Die Sache der Infamie siegt, den Anhängern der Sache der Ehre wird wenigstens ein Ausweg bleiben, der, jeder soviele an ihm ist, seine Rolle bis auf den letzten Moment mit Ehren zu spielen. - Indignation ist kein frohes Gefühl, aber beinahe das einzige, was über die öffentlichen Angelegenheiten übrig ist."

In Portsmouth werden nur die Kavallerie, Artillerie und das 5. - 8. Linienbataillon ausgeschifft. Die leichte und die beiden ersten Linien-Brigaden verblieben zunächst noch an Bord. Sie waren nach Irland verlegt und zwar waren bestimmt: die leichten Bataillone nach Bandon, das 1. Linienbataillon nach Kinsale, das 2. Linienbataillon nach Middleton und das 3. und 4. Bataillon nach den Clonooney-Kasernen in der Grafschaft des Königs (Queens County).

Der Transport erfolgte in der Art, daß die Truppen zunächst in Portsmouth vor Anker liegen blieben, dann zum Teil auf andere Schiffe umgeladen wurden und am 6. März nach Irland unter Segel gingen.

Widrige Winde erschwerten die Überfahrt. Erst am 13. März gelang es der Flottille, in die Bantry Bay an der Südwestküste Irlands einzulaufen; am 14. morgens wurde bei Bearhaven gelandet. Die an Land gegangenen Offiziere erstaunten über die Unwirtlichkeit und Armut der Gegend, wo die Bevölkerung mit ihrem bißchen Vieh in den dürftigen Hütten zusammen lebte, und wo die Leute für die an Bord gebrachten Lebensmittel - in der Hauptsache Eier und Milch - Bekleidungsstücke dem baren Gelde vorzogen.

Am 20. März kamen Befehle von Dublin. Die Pferdeschiffe wurden daraufhin in Bantry entladen, die Truppenschiffe gingen sofort wieder unter Segel nach Cork. Vor der Abfahrt wurde die Leiche des verstorbenen Leutnants Jenisch vom 2. leichten Bataillon feierlich den Wellen übergeben. Am 21. März Nachmittags schon lief die Flotte in dem schönen Hafen von Cork ein, gerade noch rechtzeitig, um heraufziehenden stürmischen Unwettern zu entgehen. Vier Tage später erfolgte die Ausschiffung bei Monkstown, die leichte und die 1. Linienbrigade hatten von hier nur noch kurze Märsche in ihre Quartiere Bandon, Kinsale und Middleton. Die 2. Linienbrigade blieb vorerst in Fermoy und marschierte am 17. Mai über Cashel (19.) - Jurles (20.) - Roscrea (21.) - Birr nach den Clonooney Baracken am Kanal von Limerick nach Dublin. Zunächst war die Belegung sehr eng, bis am 11. August das 3. Bataillon nach Moate, Kilbeggan und Clara nördlich Tullamore verteilt wurde. Auch Longford bekam vorübergehend Infanteriegarnison.

Die an der Küste zurückgebliebene 1. Linienbrigade erhielt Mitte Mai Befehl, nach Gibraltar, dem starken englischen Bollwerk am Eingang zum Mittelmeer, abzusegeln. Sie erreichten ihre neue Garnison Ende Juni 1806.

Für die 1. Linienbrigade wurde die inzwischen in England vollzählig gewordene dritte (5. und 6. Btl.) nach Irland und zwar nach Bandon verlegt. Die beiden leichten Bataillone rückten weiter ins Innere von Irland, das 1. nach Tullamore, das 2. nach Kilbeggan.

Auch die bereits vollzähligen Kavallerie-Regimenter der Legion, die 1. schweren und leichten Dragoner, hatten gleich bei ihrer Landung in Portsmouth am 24. Febr. 1806 Befehl erhalten, sich von Liverpool aus nach Irland einzuschiffen. Nach kurzem Fußmarsch über Oxford-Newcastle wurde Liverpool, von hier aus nach glücklicher Überfahrt kurz vor Ostern Dublin erreicht, worauf die Dragoner in der Grafschaft des Königs (Kings County) in den Distrikten Tullamore, Longford, Philippstown schwadrons- und truppweise untergebracht wurden.

In England waren inzwischen die in Hannover während der Expedition neu errichteten Stämme zu kriegsfertigen Truppenteilen ergänzt worden. Es waren dies - außer der schon erwähnten in Winchester formierten 3. Linienbrigade, welche als Ersatz für die erste nach Irland ging - das 7. und 8. Linienbataillon in Winchester unter Generalmajor v. Drechsel, das 2. schwere Dragoner-Regiment in Northampton (Oberst v. Veltheim - hatte zunächst das 1. leichte Dragoner-Regiment befehligt), das 2. leichte Dragoner-Regiment in Canterbury (Oberst Viktor v. Alten), das 3. leichte Dragoner-Regiment in Guildford und Godalming (Oberst v. Reden), die Artillerie in den Kasernen zu Porchester. Für die letztere Waffe errichtete der Major Röttiger eine Art von Artillerieschule, in der außer Offizieren und Unteroffizieren der Artillerie auch Offiziere anderer Waffen mit Nutzen theoretisch vorgebildet wurden.

Bei der Rückkehr der Legion nach England war Oberst v.d. Decken zunächst noch in Hannover verblieben, um die Werbedepots in Hannover und Stade zu regster Tätigkeit anzutreiben. Dieselben hatten außerordentlichen Erfolg, indem bis zum 22. April 1806 nicht weniger als 7.876 Mann eintraten, und zwar fast nur Hannoveraner. Die Besetzung des Landes durch die Preußen und das scharfe Auftreten derselben gegen Werbungen zwangen indes Decken zur Abreise, nachdem er vorher noch 500 Rekruten nach England geschickt hatte.

Das Leben in Irland gestaltete sich für die Angehörigen der Legion sehr viel angenehmer, als es anfänglich in England gewesen war. Die Gastfreiheit des Irländers, der harmlose ungezwungene Verkehr, den man dort pflegte, die offene Natürlichkeit, mit der man die Hannoveraner überall empfing, ließen die letzteren sich bald heimisch fühlen. Offiziere wie Mannschaften fühlten sich sehr wohl. Auch unter den verschiedenen Truppenteilen der Legion herrschten die angenehmsten kameradschaftlichen Beziehungen, so z.B. in Longford, wo der Stab und 3 Schwadronen vom 1. schweren Dragoner-Regiment mit dem 3. Linienbataillon zusammen lagen. Manche Legionäre schlossen in Irland den Bund fürs Leben, Daß die dienstlichen Verhältnisse bei der Aufsässigkeit der in manchen Teilen des Landes sehr händelsüchtigen Bevölkerung nicht immer die angenehmsten waren, kommt hiergegen weniger in Betracht.

Auch in England ergaben sich mit der Zeit die angenehmsten gesellschaftlichen Verhältnisse. Anfangs hielt es zwar schwer, mit dem Engländer in gesellschaftlichen Verkehr zu kommen, letzterer schätzte aber in dem hannoverschen Offizier sehr bald den wahrhaft vornehmen Mann; Mitgefühl an dem tragischen Geschicke der hannoverschen Fremdlinge und die ausgesprochene Vorliebe des Königs Georg III. für die Legion taten das übrige.

"Daß dadurch nicht selten die Eifersucht der englischen Offiziere rege gemacht wurde, ist nicht unnatürlich. Sie fand weitere Nahrung in der Anerkennung, welche die britischen Generale den dienstlichen Leistungen der Legion zollten, deren Offiziere ihr Fach gründlich verstanden und ihren Beruf anders auffaßten als die einheimischen, die ihre Stellen gekauft hatten und die Erfüllung ihrer Aufgabe vielfach als eine Art von Sport ansahen."

Unangenehmes Aufsehen machte am 22. Juli 1806 ein Vorfall in Tullamore, wo irländische Milizsoldaten böswillig Streit mit Deutschen - es lagen hier das 1. leichte Bataillon und eine Eskadron des 1. schweren Dragoner-Regiments - anfingen und gleich vom Bajonett, später sogar von der Schußwaffe Gebrauch machten, sodaß es nötig wurde, die Straßen durch geschlossene Truppenteile säubern zu lassen. Erst dem Eingreifen der schweren Dragoner gelang dies völlig. Leider wurden aber 3 Offiziere der Legion, die Leutnants Peters, v. Alten, v. Marschalck, 21 Mann und 5 Pferde verwundet, 1 Mann getötet. Leutnant Marschalck lag an den Folgen eines durch die Lunge erhaltenen Schusses lange hoffnungslos darnieder.

Durch angestellte strenge Untersuchungen wurde die völlige Schuldlosigkeit der Deutschen festgestellt, und der Ortskommandant, Generalmajor v. Linsingen, erhielt ein schmeichelhaftes Schreiben vom Privatsekretär des Königs, in dem ausgesprochen war, daß der Miliz alle Schuld beizumessen sei, daß alle über den Aufruhr eingeforderten Berichte den persönlichen Bemühungen des Generals v. Linsingen, der Tätigkeit und Kaltblütigkeit der Kavallerie, dem musterhaften Benehmen des von Altenschen Bataillons sowie aller übrigen Hannoveraner vollste Gerechtigkeit widerfahren ließen. Der König sei in seiner günstigen Meinung von der Legion durch diesen Vorfall nur bestärkt worden.

Anfang August 1806 bekamen die beiden leichten Bataillone Befehl, sich zur Einschiffung nach Sizilien bereit zu halten. Sie marschierten nach Süden ab, erhielten aber in Middleton (1. Btl.) und Mallow (2. Btl.) Gegenbefehl und bezogen nun wieder ihre ersten Quartiere auf irischem Boden, in Bandon. Die hier liegende 3. Linienbrigade rückte an ihrer Stelle nach Norden in die Kings County ab.

Das Jahr 1807 brachte der Legion endlich die ersehnte kriegerische Verwendung, die erst 1815 mit dem Sturz Napoleons enden sollte.