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Das Kings-German-Regiment des Majors v. Hinüber war der erste Stamm der Legion gewesen. Nach Abgabe der für Kavallerie und Artillerie geeigneten Mannschaften wurde nunmehr der Rest auf zwei leichte Bataillone verteilt, die zusammen eine Art Schützenbrigade bilden sollten und dementsprechend grüne Uniformen bekamen. Hierin haben die heutigen 10. Jäger ihre erste Stammtruppe zu sehen. Das gleichzeitig errichtete erste Linienbataillon mit einer Uniform nach Art der englischen Infanterie bildet die Stammtruppe des Füsilier-Regiments Prinz Albrecht von Preußen (Hannoversches) Nr. 73.

Die zahlreich eingetroffenen Artilleristen der alten hannoverschen Armee (Am 18. Dezember 1803 waren schon 74 gediente Artilleristen vorhanden.) ermöglichten die gleichzeitige Aufstellung einer Fußbatterie zu Hilsea und einer reitenden zu Radipool bei Weymouth. Es ist dies die Stammtruppe des Feldartillerie-Regiments von Scharnhorst (1. Hannov.) Nr. 10.

Die Kavallerie ergänzte sich zum größten Teil aus Freiwilligen der alten Armee. Zunächst wurden in Radipool bei Weymouth die Stämme für ein schweres Dragoner-Regiment zu vier Schwadronen mit der Uniform der englischen schweren Dragoner und ein leichtes Dragoner-Regiment zu vier Schwadronen mit der Uniform der englischen Husaren aufgestellt. In ersterem Regiment haben die Königs-Ulanen zu Hannover, in letzterem das Husaren-Regiment Königin Wilhelmina der Niederlande (Hannov.) Nr. 15 ihre Stammtruppe zu erblicken.

Es sei hier gleich vorgreifend bemerkt, daß die leichten Dragoner später entsprechend ihrer Verwendung als leichte Kavallerie die Uniform und Bezeichnung der Husaren-Regimenter erhielten. (Das 2. Husaren-Regiment z.B. erhielt diese Bezeichnung am 12. Juni 1809.)

Ferner wurde ein Ingenieurkorps, lediglich aus Offizieren, gebildet.

Im Jahre 1804 ging der innere Ausbau der Legion lebhaft weiter vonstatten. Sobald ein Infanteriebataillon zu sechs bzw. acht Kompanien annähernd vollzählig war, wurde der Stamm für ein neues errichtet. So wurde, nachdem das 1. Linienbataillon zu 6 Kompanien angewachsen war, im April 1804 der Stamm für das 2. errichtet, im Mai schon für das 3. (Mitte Juni war die 4. Kompanie des 3. Linienbataillons komplett, am 30. Juli die 5., während die 6. begonnen wurde. Im September 1804 wurde die 7. und 8. Kompanie und damit das Bataillon vollzählig.) und einige Monate später für das 4. Ende Januar 1805 waren die 4 Linienbataillone vollzählig und der Stamm für das 6. vorhanden. In späterer Folge wurden alle Bataillone auf 8 bzw. 10 Kompanien gebracht.

Bei der Kavallerie waren Ende Februar 1804 statt der angestrebten 4 Schwadronen (jede zu 2 Kompanien oder troops) zunächst nur 3 Schwadronen (6 Kompanien) vorhanden. Ende 1804 war jedes Regiment 450 Pferde stark. Die Kavalleriebrigade befehligte Generalmajor v. Linsingen. Sie gewann von Anfang an besonderes Ansehen, da man in ihr die Träger des Ruhmes der altbewährten hannoverschen Reiterei erblickte. Der König Georg III. besuchte die Regimenter mehrmals in ihren Quartierständen zu Weymouth und Dorchester, wenn er sich im Sommer im Seebade Weymouth aufhielt und trug häufig selbst die Uniform des schweren Dragoner-Regiments.

Eine 2. Fußbatterie war schon im Juli 1804 vollzählig geworden, so daß die Stämme für eine 2. reitende und eine 3. Fußbatterie gebildet werden konnten. Beide waren im Frühjahr 1805 verwendungsbereit.

Die Batterien wurden alle sofort auf den Feldfuß gesetzt. Allgemein glaubte man, die Franzosen würden ihre geplante Landung in England wirklich in Bälde auszuführen versuchen; man übte daher die Infanterie fleißig im Einnehmen von Stellungen an der Küste. Die für französische Landungsversuche hauptsächlich in Frage kommenden Küstenstriche waren mit starken langen Linien befestigt, an denen fortdauernd weiter gearbeitet wurde. Die Hauptstützpunkte der Linie bildeten sogenannte Martello-Türme, runde Wachtürme von 8 - 9 m Höhe und großer Mauerstärke, mit mehreren 24 bzw. 36pfündigen Kanonen besetzt. An wichtigen Stellen lagen diese Türme nur 400 - 500 m auseinander, so daß man das ganze Zwischen- und Vorgelände unter Kreuzfeuer halten konnte. Jeder Martello-Turm hatte seine eigene Trinkwasser-Versorgung, erhielt eine Besatzung von 20 - 26 Mann und wurde von einem Offizier befehligt. Bei Anlage dieser großen Verteidigungslinie fand von deutschen Offizieren der Ingenieur Prott Verwendung.

An den Ernst der Zeit gemahnte auch, daß man im Lager von Bexhill fast täglich das Bombardieren und Kanonieren vor dem durch die Engländer blockierten Boulogne hören konnte.

Nelson hielt - seiner fortwährenden Kränklichkeit ungeachtet - mit seiner Flotte vor Toulon aus, Admiral Cornwallis kreuzte mit einem starken Geschwader von über 15 Linienschiffen auf der Höhe von Brest, eine kleinere Flotte schützte Irland. In den downs von Deal lag Lord Keith mit 29 Schiffen zu sofortigem Auslaufen bereit; Depeschenboote und die erst kürzlich erfundenen optischen Telegraphen meldeten alle Beobachtungen von der Insel Wight schleunigst nach Deal hinüber. Vorsorglich hatte man für den schlimmsten Fall die Überführung der Königlichen Familie und des Staatsschatzes nach Worcester vorbereitet.

Den napoleonischen Spähern war die Wiedererstehung der kurhannoverschen Armee jenseits des Meeres nicht entgangen. Schon im Winter 1804 brachte die Frankfurter Zeitung eine Notiz über die Legion und die in ihr dienenden Offiziere. Für den Oberst v. Langwerth hatte dies z.B. die Folge, daß er seiner linksrheinischen Güter verlustig ging. Mit verschärftem Druck wurden in der Heimat die Eltern ehemaliger hannoverscher Offiziere und Soldaten beobachtet.

Inzwischen schritt die Organisation weiter vorwärts. An höheren Stäben wurden für je 2 Infanterie-Bataillone Brigaden eingerichtet, so daß es 1804 eine leichte und zwei Linienbrigaden gab.

Die leichte Brigade wurde nebst der 1. Linienbrigade und der 1. Fußbatterie von New-Forest (bei und westlich Lymington) nach Bexhill an die Küste verlegt. Hier sollte für die Zukunft auch das Sammeldepot für die gesamte Infanterie sein. Die Truppen lagen in Kasernen und, soweit diese nicht reichten, in Hütten von Lehm und Stroh. Da nicht alle Truppen unterkamen, verbrachte das 3. Linienbataillon den Winter in Horsham.

1805 waren die Kavallerie-Brigade und die 1. reitende Batterie (Kapitän Kuhlmann) bereits an den Manövern eines gemischten Korps von 8.000 Mann bei Weymouth beteiligt und ernteten die Anerkennung der besichtigenden englischen Vorgesetzten. Besonders gelobt wurden die Bewegungen der leichten Kavallerie und das ruhige, sichere Feuer der Artillerie. Der König und die Königlichen Prinzen zeichneten die deutschen Regimenter, die vorläufig noch nach ihren hannoverschen Reglements exerzierten (Die britischen Exerzier-Reglements wurden erst von 1808 ab für alle Truppen maßgebend, sind aber nie zur ausschließlichen Verwendung gekommen.), durch häufige Besuche im Lager aus. Die Infanterie von Bexhill wurde im Sommer fast täglich in Crowhurst Park oder bei Bexhill zusammengezogen und exerziert. Am 26. September war große Revue vor den Herzögen von York und Cambridge, am 30. September eine gleiche vor dem Prinzen v. Wales und den Herzögen von Clarence und York. Die Legionstruppen ernteten auch hierbei Anerkennung.

Durch Ordre vom 24. Juni 1805 wurde der Stamm für ein 2. leichtes Dragoner-Regiment errichtet. (Die 1. leichten Dragoner gaben zwei Kompanien als Stamm für das neue Regiment ab. Am 5. August erhielt dieses seine ersten 24 Pferde vom 20. englischen Dragoner-Regiment.)

In allen Truppen-Korps herrschte die größte Tätigkeit, um recht bald in kriegsfähigen Zustand zu gelangen, denn die Ereignisse auf dem Festland machten eine baldige Verwendung vor dem Feinde mehr als wahrscheinlich.

Wirklich erging Anfang Oktober 1805 an die Legion der Befehl, sich zur Einschiffung nach Deal zu begeben. Gegen wen sich die Expedition richtete, blieb vorläufig Geheimnis. Man riet auf Cadix, welches belagert werden sollte, glaubte ferner an eine Verwendung im Mittelmeer oder an einen Handstreich gegen Boulogne. An eine Landung an den hannoverschen Küsten dachte zunächst niemand.