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Das Tagebuch eines sonst unbekannten Fähnrichs Zehe hat seine eigene Geschichte. Von hannoverschen Militärhistorikern schon im 19. Jahrhundert benutzt, gelangte es erst kurz vor dem 2. Weltkrieg in das Staatsarchiv Hannover und fiel dem Bombenkrieg zum Opfer. Eine Abschrift in der Wolfenbütteler Bibliothek liegt der Veröffentlichung zugrunde.

Unser Fähnrich sah jene heute romantischen Ruinen nicht als Tourist, sondern als Söldner im Dienst der Republik Venedig. Den historischen Hintergrund bildet die Abwehr des Türkenansturms. Als diese 1683 vor Wien geschlagen waren, schien der Lagunenstadt die Stunde günstig, den Türken Griechenland wieder abzujagen. Die Venetianer mieteten daher bei den deutschen Fürsten Truppen: für deren Geld ließ Herzog Ernst August ca. 5500 hannoversche Offiziere und Soldaten anwerben, von denen dann in drei Feldzügen, 1685, 1686 und 1687, mehr als die Hälfte umkamen – unter den Überlebenden befand sich der Fähnrich Zehe, ein scharfer Beobachter und fleißiger Tagebuchführer.

Er beschreibt die Schicksale dieser hannoverschen Truppen: den Marsch von Hannover bis Oberitalien, Musterung auf dem Lido (in die Stadt ließ man die Soldaten gar nicht hinein), die Seereisen auf venezianischen Schiffen, die Eroberung einer Reihe von Festungen bis hin zur Athener Akropolis (1687). Das grausame Kriegswesen der Zeit, die hohen Verluste (vornehmlich durch Seuchen und Wundbrand), die harten Strafen, mit denen man die Kriegszucht aufrechterhielt, all das wird von Zehe detailliert festgehalten. Die Feldzüge dauerten nur jeweils 3-5 Sommermonate, dazwischen lagen Winterpausen auf der Insel Zante, Gelegenheit für Zehe, seine Beobachtungen über Land und Leute niederzuschreiben. Er beweist dabei einen Blick für den hohen Stand der altgriechischen Kultur, vermochte also zu beurteilen, welchen Verlust die Zerstörung des Parthenon in dem letzten der drei Feldzüge bedeutete.

Gesamtbewertung  
Inhalt  
Wissenschaft  
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Anmerkungen In Teilen interessantes Tagebuch aus einem eher unbekannten Feldzug. Die Bewertung des Einsatzes von Truppen gegen Subsidienzahlungen nimmt der Herausgeber auf Basis von Schnaths Ausführungen aus dem Jahr 1938 vor, die aktuellen Bewertungen nicht standhalten kann.